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Alaun

Alaun (Alumen). Gegen anhaltende Durchfälle ist derselbe, dreimal täglich zu fünf bis zehn Gran in Zuckerwasser oder auch in Salepschleim genommen, ein gutes Hausmittel. Ein Gurgelwasser aus drei Tassen Salbeitee und ein Quentchen Alaun vertreibt oft schnell Halsbeschwerden und Heiserkeit, die durch Erkältung entstanden sind. Ein Waschwasser gegen nicht aufgebrochene Frostbeulen an Händen und Füssen von einer Abkochung der Eichenrinde mit Alaun ist sehr wirksam, doch lieben es die Damen nicht, weil es den Teint der Hände verdirbt. Alter Jamaikarum, ein kleines Glas voll, worin 20 Tropfen Salzsäure getröpfelt werden, und damit alle Abend die leidenden Teile stark eingerieben, kann ich gegen nicht aufgebrochene Frostbeulen aus eigener Erfahrung besonders empfehlen. Der französische Arzt Jannyot (Journ. des connaissances méd. prat. 1840. Nr. 6) lobt gegen solchen Frost folgende Hand- und Fußbäder:

Nr. 14. Zwei Pfund Eichenrinde werden mit zehn Pfund Wasser bis auf ein Drittel eingekocht und dann zwei bis vier Lot Alaun zugesetzt. Dieses Mittel muss im Spätherbst sogleich angewandt werden, sobald Jucken entsteht; denn bei aufgebrochenen Frostbeulen passt es nicht. Zwei bis drei dieser Bäder, täglich eins eine halbe bis dreiviertel Stunden lang gebraucht, sind zur Heilung hinreichend. — Da aber die Eichenrinde die Haut braun färbt, so habe ich bei Damen folgendes ebenso wirksame Frostmittel dagegen verordnet:

Nr. 15. Nimm: Seifen- und Kampferspiritus, von jedem zwei Lot, kaustischen Salmiakgeist ein halbes Lot. Hiermit werden die leidenden Teile jeden Abend stark eingerieben. Ein sehr wirksames Hausmittel gegen Frost lernte Dr. Schlesier von einem Bauer (s. Med. Vereinszeitung. 1841. Nr. 41) kennen. Es kamen deshalb viele Menschen zu ihm, blieben über Nacht bei ihm und gingen am folgenden Morgen geheilt von dannen. „Der Zufall hat mich — sagt Dr. Schlesier — das Wesentliche seiner Methode, die er stets sehr geheim hielt, kennen gelehrt. Der Mann ließ den Abend und die Nacht hindurch Umschläge aus Brod, Essig und Alaun heiß überschlagen, und gab dann den Leuten ein Einreibungsmittel mit auf den Weg, dessen Hauptbestandteil Steinöl war. Ich habe nach seinem Tode dies Kurverfahren nachgeahmt, und kann versichern, dass es mir stets die besten Dienste geleistet hat. Frisch entstandene Frostschäden werden dadurch in 24 Stunden radikal kuriert; alte Frostbeulen, welche der von unserm verewigten Rust empfohlenen Salpetersäure mit Zimtwasser zwar sicher, aber doch nur langsam weichen, wurden mit dieser Mischung schneller und sicherer geheilt, wenn der Alaunumschlag vorher in Anwendung gebracht worden war. Erfrorene Ohren die über und über mit Frostblasen bedeckt waren, habe ich in einer Nacht dadurch in integrum restituiert. Mit einem Worte: ich kann das Mittel als das zuverlässigste Frostheilmittel empfehlen. Ich lasse ans schwarzem, geriebenem Brot, Essig und, je nach der Quantität der Masse, aus zwei bis vier Lot gepulvertem Alaun einen dicken Umschlagsbrei kochen, und diesen, stark auf Leinwand gestrichen, unmittelbar und so heiß, als es die Kranken ertragen können, über den erfrorenen Teil überschlagen, ihn, so oft er ausgekühlt ist, wechseln und damit 8, 12 bis 16 Stunden unausgesetzt fortfahren. Zur Stärkung und Belebung der durch den Frost in ihrer Vitalität geschwächten und gelähmten Organteile lasse ich dann einige Zeit lang eine Mischung aus Spiritus camphor., Tinct. Croci, Tinct. Opii und Salmiak einreiben, um die Disposition zu neuen Erfrierungen oder Rückfällen, die stets in solchen Teilen zurückbleibt, aufzuheben und sie für den nächsten Winter zu schützen. Bei alten Frostbeulen ziehe ich, wie schon gesagt, nach dem Gebrauche des Alaununischlags die Rust’sche Einreibung, aus gleichen Teilen Acidum nitr. und Aqua Cinnamomi, der oben angegebenen vor. Wir haben der Frostmittel so viele, dass es verdienstlicher erscheinen möchte, die lange Serie derselben zu vermindern, als sie durch neue zu vermehren. Ich mag mich in eine Kritik derselben nicht einlassen. Aber gestehen muss ich, dass der Mann, der nur dies eine Mittel kannte, mir samt meinem ganzen Vorrat von Arzneien in der Heilung dieser Schäden stets den Vorrang ablief. Richter schämte sich nicht, von Schäfern und Scharfrichtern zu lernen. Umso weniger hatte ich Ursache, Anstand zu nehmen, ein Verfahren zu adoptieren, das so sichere Resultate gewährte. Und da ich es selbst durch eigene Erfahrung bewährt gefunden habe, so hoffe ich Verzeihung zu finden, wenn ich es als einen zwar trivialen, aber probaten Beitrag zur Kur dieser lästigen Übel in diesen praktischen Blättern meinen Herren Kollegen vorlege."