Sünde


[B 318] Hätte die Natur nicht gewollt, dass der Kopf den Forderungen des Unterleibes Gehör geben sollte, was hätte sie nötig gehabt, den Kopf an einen Unterleib anzuschließen. Dieser hätte sich, ohne eigentlich dasjenige zu tun, was man Sünde nennt, satt essen und sich satt paaren und jener ohne diesen Systeme schmieden, abstrahieren und ohne Wein und Liebe von platonischen Räuschen und platonischen Entzückungen reden und singen und schwatzen können. Küsse vergiften ist noch weit ärger von der Natur gehandelt, als das Vergiften der Pfeile der Feinde im Krieg.

 

[B 329] Die Scheidewand zwischen Vergnügen und Sünde ist dünne, dass sie der Strom des langsamsten Blutes im Siebenzigsten in Stücken drückt. Was? Will denn die Natur, was sie nicht will? Oder denkt die Vernunft, was sie nicht denken kann? Du Narr! Weg mit dieser verfluchten Demokratie, wo alles das Wort führen will. Wenn ich will, soll eine uneinheimische, eingeführte nichtswürdige Sentenz aufsteigen und Fleisch und Blut Trotz bieten? Eine Sentenz Herr von diesem festen steten Hang eines ganzen Systems zur Wollust? Ja werfe einem hungrigen Volk einen Zwieback zu und befriedige es oder halte die Flut mit einem Fächer auf. Sünde, was Sünde - dreitausend Stimmen gegen eine, es ist nichts. Eine Schuldistinktion oder Priester-Betrug. So - hier steh ich fest, und dieses bin ich. Seid was ihr wollt, wohlan.

 

[F 669] Es ist schade, dass es keine Sünde ist Wasser zu trinken, rief ein Italiäner, wie gut würde es schmecken.

 


 © textlog.de 2004 • 25.04.2024 22:07:21 •
Seite zuletzt aktualisiert: 08.04.2006 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Z