Schreiben
[D 78] Aber hätte der Mann nicht etwas anderes Nützlicheres schreiben können? Ja wenn ich dem König von England oder der Kaiserin von Rußland diente, die den Leib unterdessen reichlich speisen und kleiden, während als die Seele draußen auf der Jagd liegt; da wollte ich mir aus meinen eignen Erfahrungen sprechen, als Mensch, als Individuum in dem großen Rat über Wahrheit und Irrtum votieren, und der Mode nicht einen Fingerbreit nachtreten, sie möge zu mir kommen. Aber wir, die wir von Hand zu Mund schreiben, wir müssen der Mode die Schleppe tragen, wenn wir eingelassen sein wollen, sie mag so schwer oder so unrein sein als sie will. Haben wir ja einen Gedanken, so darf er nicht so wie er ist ausgegeben werden, um ihn nicht überall ausgeschossen zu sehen, muß er das Gepräge der Zeit haben. Und ist das Unrecht? Wenn man nur nicht so gegen den Witz libellierte, an Witz Vergnügen zu finden ist dem Menschen angeboren und ceteris paribus ist eine schön aufgetragene Wahrheit doch immer besser als eine auf freier Faust. Den Satz: es gibt 100 Witzige gegen einen, der Verstand hat, rechne ich mit unter diejenigen häufigen Sätze, die das Geschicke weislich zum Trost gepreßter Dummköpfe courant hat werden lassen, dagegen den andern zurückbehalten hat, nämlich dass es hundert Menschen gibt, die weder Witz noch Verstand haben, gegen einen, der Witz hat. Was tadelt man gleich den Witz in einer Schrift? Mich dünkt, dass [es] erstlich überhaupt nicht menschenfreundlich und für einen Deutschen am wenigsten schön ist, ja wenn wir Mangel litten, so wollte ich es gelten lassen. Aber wem eine witzige Abhandlung nicht gefällt, der kann dieselbe Materie in einem andern Vortrag lesen. Wir haben nun fast über jedes Kapitel und jeden Paragraphen unsrer Erkenntnis ein Buch ohne Witz, wo man sich Rats erholen kann. Bekommen wir nun auch witzige, so hat man die Wahl.
[D 173] Acht Bände hat er geschrieben. Er hätte gewiß besser getan, er hätte 8 Bäume gepflanzt oder 8 Kinder gezeugt.
[F 156] Empfindsam zu schreiben, dazu ist mehr nötig als Tränen und Mondschein.
[J 14] Zu Aufweckung des in jedem Menschen schlafenden Systems ist das Schreiben vortrefflich, und jeder, der je geschrieben hat, wird gefunden haben, dass Schreiben immer etwas erweckt, was man vorher nicht deutlich erkannte, ob es gleich in uns lag.