Sprachen
[A 109] Es ist ein ganz unvermeidlicher Fehler aller Sprachen, dass sie nur genera von Begriffen ausdrücken, und selten das hinlänglich sagen, was sie sagen wollen. Denn wenn wir unsere Wörter mit den Sachen vergleichen, so werden wir finden, dass die letzteren in einer ganz andern Reihe fortgehen als die erstern. Die Eigenschaften, die wir an unserer Seele bemerken, hängen so zusammen, dass sich wohl nicht leicht eine Grenze wird angeben lassen, die zwischen zweien wäre, die Wörter, womit wir sie ausdrücken, sind nicht so beschaffen, und zwei auf einander folgende und verwandte Eigenschaften werden durch Zeichen ausgedrückt, die uns keine Verwandtschaft zu erkennen geben. Man sollte die Wörter philosophisch deklinieren können, das ist ihre Verwandtschaft von der Seite durch Veränderungen angeben können. In der Analysi nennt man einer Linie a unbestimmtes Stück x, das andere nicht y wie im gemeinen Leben, sondern a - x. Daher hat die mathematische Sprache so große Vorzüge für der gemeinen.
[E 506] Was muß es auf ein Volk für einen Einfluß haben, wenn es keine fremde Sprachen lernt? Vermutlich etwas Ähnliches von dem, den eine gänzliche Entfernung von aller Gesellschaft auf einen einzelnen Menschen hat.
[F 470] Man findet Spuren aller Wissenschaften in den Sprachen und umgekehrt vieles in den Sprachen, das in den Wissenschaften nützen kann.
[F 499] Es ist als wenn unsere Sprachen verwirrt wären; wenn wir einen Gedanken haben wollen, so bringen sie uns ein Wort, wenn wir ein Wort fordern, einen Strich, und wo wir einen Strich erwarteten, steht eine Zote.
[L 76] Die Griechen verdarben, möchte ich fast sagen, nicht die schönste Zeit ihrer Jugend mit Erlernung von toten Sprachen und so lernten [sie] die Sprachen, die sie nötig hatten, durch die Sachen, und nicht, wie wir, umgekehrt in unzähligen Dingen die Sachen durch die Wörter. Plutarch war schon ziemlich bei Jahren, als er Latein lernte.