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Die Psychoanalen

Man färbt jetzt die Bäume,
wir töten die Träume,
wir treten durchs Tor.
Es welken die Wiesen,
es gibt Analysen,
uns macht man nichts vor.

Was immer Sie schaffen,
wir werden es erraffen,
wir kennen den Leck.
Wie Sie immer sich wenden,
in unseren Händen
ist alles ein Dreck.

Dort unter der Schwelle,
dort machen wir helle
und leuchten euch heim.
Was immer sonst schön is,
von uns anders gesehn is
und gibt einen Reim.

Geht wo eine Minna
vorüber, bitt Ihna,
wir kennen sie gut.
In Kenntnis des Falles
läßt reimen sich alles,
was sich da tut.

Der dort und die do
haben eine Libido,
wir wissen es wohl.
Er reicht ihr ein Messer,
wir wissen es besser,
es war ein Symbol.

Muß eine stets niesen,
da ist bald bewiesen,
wie sie dazu kam.
Sie war als Säugling im Zimmer,
als der Großvater immer
die Großmutter nahm.

Und gar zu verdammen
sind vollends die Ammen
mit ihrer Brust.
Herzblättchen vertreibt sich
die Zeit und beweibt sich,
doch unbewußt.

Wie die Kinderchen spielen,
die lieben Nekrophilen,
das ist uns ein Fest.
Doch wenn die Mutter am Leben,
so kann es ergeben
einen schönen Inzest.

Da kann jeder drin wühlen
und im Infantilen
wird er Fachmann und Fex.
Weil ihm viel dazu einfallt,
wenn er uns nur hereinfällt
auf den Vaterkomplex.

Selbst vom Neffen zum Ohme
sind häufig Symptome,
die uns nicht entgehn.
Der Komplex ist ganz mächtig,
wers nicht sieht, ist verdächtig,
man wird doch da sehn.

Zwar nicht kurieren,
doch aus dem Punkte studieren
läßt sich dieses Weh.
Wir sind die Gescheiten:
was soll es bedeuten,
wir wissen es eh.

Zwar gibts keine Wandlung,
aber eine Behandlung
oder wie man es nennt.
Wir können nicht hexen,
doch es hat an Komplexen
sein’ Freud der Patient.

Er hat seine Beklemmungen
und hauptsächlich Hemmungen,
das gehört doch dazu.
Hat er eh einen Ekel,
so drückt ihn der Stekel
und nicht mehr der Schuh.

Ihn krank zu bewahren
bis in hundert Jahren,
es ist uns ein Spiel.
Sind Satyrn und Sylphen
Zwangshandlungsgehilfen,
bleibt er schön infantil.

Man glaubt, daß Gedichte
der Genius verrichte,
das ist blauer Dunst.
Privat onanieren
und für die Welt sublimieren,
no ist das eine Kunst?

Die dichterischen Nöte,
ich bitt Sie der Goethe,
Sie ahnen es nicht!
Was da schlecht verdrängt ist,
aber gut eingezwängt ist —
und das nennt man Gedicht!

Rief der Lehrling die Geister,
ward er naß, das beweist er,
bis auf die Haut.
Wer sich so aufgeführt hat
und hernach sublimiert hat,
wird als Meister durchschaut.

Wer schwach auf der Brust ist
und überhaupt unbewußt ist,
dem wird nichts geschenkt.
Wir sind da mit Neurosen,
denn mit alten Hosen
wurden schlecht wir verdrängt.

Haben Sie Unterbewußtes,
so gereicht uns zur Lust es,
was Ihnen zur Qual.
Aber Gott soll Sie hüten
vor Märchen und Mythen.
Es war einmal.

Wer nicht abreagiert hat
oder sonst sich geniert hat,
zahlt fürchterlich drauf.
Mit Traumen und Träumen
gilts aufzuräumen.
So wachen Sie auf!

Wenn wir ordinieren,
das Abreagieren
auf uns sich erstreckt.
Bei der Beichte wir büßen,
genießen und süßen
den eignen Defekt.

Durch Lupen und Linsen
läßt Kraft sich begrinsen
und was euch beseelt.
Und beim Analysieren
wird man weniger spüren,
woran es uns fehlt.

Wird von euch nichts bleiben
als etwas zum Speiben,
dann seid ihr wie wir.
Was unsereins verschreibe,
es ist doch beileibe
uns selbst ein Klystier.

Es bleibt unser Kodex:
der Mond ist ein Podex,
der Komet ist ein Glied.
Vom Plus ist zu zahlen
den Psychoanalen,
vom Bauch kommt das Lied.