Definitionen
Leben ist, wenn es längst schon kein Leben.
Freiheit ist, wenn Gewalt gleich daneben.
Behörde ist, wenn man sichs richtet.
Zeitung ist, wenn es meistens erdichtet.
Gerücht ist, wenn man nicht weiß, wer’s erlogen.
Geschäft ist, wenn man gleichfalls betrogen.
Ordnung ist, wenn man die Unordnung duldet.
Ruin ist, wenn er meist selber verschuldet.
Friede ist, wenn man ihn nicht kann erlangen.
Krieg ist, wenn man nicht angefangen.
Mut ist, wenn oberster Kriegsherr befiehlt.
Gut und Blut ist, wenn Vaterland mordet und stiehlt.
Republik ist, wenn halt nicht Monarchie ist.
Monarchist ist, wenn man ein Vieh ist.
Majestät ist, wenn sie geruht hat.
Kritik ist, wenn man auf wen eine Wut hat.
Theater ist, wenn Direktion in Krisen.
Frühling ist, wenn Herbst auf den Wiesen.
Adel ist, wenn es zu nichts verpflichtet.
Andacht ist, wenn man’s vor Leuten verrichtet.
Moral ist, wenn grad niemand dabei ist.
Zweifel ist, wenn es ganz einerlei ist.
Glaube ist, wenn man jenseits den Lohn hat.
Ruhm ist, wenn man sonst nichts davon hat.
Flucht ist, wenn Siegfriedstellung bezogen.
Zusammenbruch ist, wenn alles reiflich erwogen.
Abgrund ist, wenn man davor immer stehn tut.
Wunder ist, wenn es trotzdem gehn tut.
Sanierung ist, wenn die Toten gesunden.
Justiz ist, wenn die Augen verbunden.
Inserat ist, wenn es unten ein Kreuz hat.
Gesetz ist, wenn Umgehn seinen Reiz hat.
Abgeordneter ist, wenn man gegen alles immun ist.
Volkszählung ist, wenn nichts Gscheitres zu tun ist.
Tugend ist, wenn es vorbei mit dem Durst ist.
Staat ist, wenn schon eh alles wurst ist.