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Negation

Negation. „Die Verneinung, insofern sie die Folge einer realen Entgegensetzung ist, will ich Beraubung (privatio) nennen; eine jede Verneinung aber, insofern sie nicht aus dieser Art von Repugnanz entspringt, soll hier ein Mangel (defectus, absentia) heißen. Die letztere erfordert keinen positiven Grund, sondern nur den Mangel desselben; die erstere aber hat einen wahren Grund der Position und einen ebenso großen entgegengesetzten, Ruhe ist in einem Körper entweder bloß ein Mangel, d. i. eine Verneinung der Bewegung, insofern keine Bewegkraft da ist; oder eine Beraubung, insofern wohl Bewegkraft anzutreffen, aber die Folge, nämlich die Bewegung durch eine entgegengesetzte Kraft aufgehoben wird“, Neg. Größ. 1. Abs. (V 1, 84). Verneinungen sind nicht an sich sei selbst denkbar. „Setzet nichts als Negationen, so ist gar nichts gegeben, und kein Etwas, das zu denken wäre. Verneinungen sind also nur durch die entgegengesetzten Positionen denklich, oder vielmehr es sind Positionen möglich, die nicht die größten sind. Und hierin liegen schon nach dem Satze der Identität die Verneinungen selber.“ Sie haben keinen Realgrund in Gott, der also nicht der Grund der Mängel der Dinge ist; diese Mängel bestehen nur, weil die Dinge eben nicht das Urwesen (das „allerrealste“ Wesen) sind, Beweisgr. Gottes 1. Abt. 3. Btr. (VI 38).

„Man kann zwar logisch alle Sätze, die man will, negativ ausdrücken, in Ansehung des Inhalts aber unserer Erkenntnis überhaupt, ob sie durch ein Urteil erweitert oder beschränkt wird, haben die verneinenden das eigentümliche Geschäft, lediglich den Irrtum abzuhalten.“ Die übrigen negativen Sätze sind, wenn sie auch wahr sein können, „leer, d. i. ihrem Zwecke gar nicht angemessen und eben darum oft lächerlich“. Wo die Schranken unserer möglichen Erkenntnis sehr eng sind, der Anreiz zum Urteilen groß, der Schein sehr betrüglich ist, da hat das Negative der Unterweisung zur Abhaltung von Irrtümern „noch mehr Wichtigkeit als manche positive Belehrung, dadurch unser Erkenntnis Zuwachs bekommen könnte“, KrV tr. Meth. 1. H. am Anfang (I 596 f.—Rc 740 f.); vgl. Disziplin, d.r. Vernunft. Durch einige Prädikate wird ein „Sein“, durch andere ein bloßes „Nichtsein“ gedacht. Die „logische Verneinung“ („nicht“) haftet nie an einem Begriffe, sondern nur an dem Verhältnis desselben zu einem anderen im Urteile (der Kopula) an; sie kann also nicht ausreichen, einen Begriff seinem Inhalte nach zu bezeichnen (z. B. „nichtsterblich“). Eine „transzendentale Verneinung“ hingegen bedeutet das „Nichtsein an sich selbst“, dem die „transzendentale Bejahung“ entgegengesetzt wird, „welche im Etwas ist, dessen Begriff an sich selbst schon ein Sein ausdrückt und daher Realität (Sachheit) genannt wird“. Die entgegenstehende Negation bedeutet einen bloßen „Mangel“ oder eventuell die „Aufhebung alles Dinges“. Keine Verneinung ist bestimmt denkbar, ohne daß man die entgegengesetzte Bejahung zugrunde liegen hat. „Es sind also auch alle Begriffe der Negationen abgeleitet.“ Alle wahren Verneinungen sind „Schranken“ der unbeschränkten All-Realität, genauer: Einschränkungen nicht des „Urwesens“ selbst, sondern der „vollständigen Folge“ aus ihm als dem „Grund“ der Seinsmannigfaltigkeit, ibid. tr. Dial. 2. B. 3. H. 2. Abs. (I 499 f.—Rc 636 f.); vgl. Realität. Eine Negation, als „Bestimmung eines Dinges“, „ist immer nur abgeleitete Vorstellung, weil man sie als Aufhebung (remotio) nicht denken kann, ohne vorher die ihr entgegengesetzte Realität als etwas, das gesetzt wird (positio s. reale), gedacht zu haben“, Fortschr. d. Metaph. 2. Abt. Auflösung der Aufgabe, I Transz. Theologie (V 3, 133); vgl. Ontologisches Argument. „In verneinenden Urteilen affiziert die Negation immer die Kopula; in unendlichen wird nicht die Kopula, sondern das Prädikat durch die Negation affiziert“, Log. § 22 (IV 113 f.).

„Negation ist von Realität nicht spezifisch unterschieden. Sie ist das Mittel zwischen zwei entgegengesetzten Realitäten, das beiden gemein ist“, N 5824. „Die Negation ist es entweder der Quantität oder Qualität nach“, N 5816. Sie ist entweder Limitation oder logisches Oppositum, N 5826. „Das Denken der Negation ist eigentlich ein Denken der Wegschaffung wahrer Position, die sonsten könnte in den Verstand einschleichen“, N 4175, vgl. 190 ff., 2296 ff., 3062 ff., 4401. Vgl. Limitativ, Realität, Nichts, Gegensatz.