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Einteilung nach der Schätzung

Diese Einteilung in Isolierung, Agglutination und Flexion ist vielleicht ganz willkürlich, vielleicht aber auch (für unendliche und unausdenkbare Zeiträume betrachtet) nicht mehr und nicht weniger Entwicklung als der Kreislauf der Jahreszeiten; dennoch hat man seit Wilhelm von Humboldt versucht, den Menschensprachen nach dieser Einteilung mehr oder weniger Hochachtung zu bezeigen, ihnen mehr oder weniger Wert beizumessen. Wäre man mutig genug dazu, man müßte die Begriffe gut und schlecht auf die Sprachen anwenden, damit ich doch eine Anzahl freier Menschen wüßte, um mit ihnen lachen zu können. In einer Zeit, wo die Begriffe gut und schlecht anfangen, aus der relativistischen Weltanschauung hinausgejagt zu werden, will man sie in die Naturbeschreibung einführen! Wo doch der Tiger gut ist für Hagenbeck, dem er Geld einbringt, und schlecht für den Indier, dem er den Arm zerfleischt hat.

Aber man drückt den Gedanken vorsichtiger aus, leerer, vornehmer, dümmer. Es soll der Wert einer Sprache in einem regelmäßigen Verhältnis stehen zur Kultur des Volkes, das sie spricht. Je höher eine Kultur, desto wertvoller seine Sprache. "Der Kulturwert der Sprachen folgt aus dem Kulturwerte der Völker", sagt einer der weisesten unter diesen The-banern. Es ist fast schmerzlich, allein lachen zu müssen über so abgründige Banalität. Das photographische Bild steht in einem gewissen Verhältnis zu dem photographierten Gegenstände! Es sieht ihm mitunter sogar ähnlich. Die Kultur eines Volkes ist ja die Gesamtheit alles Wirklichen, und die Sprache ist nur die Erinnerung an alles dieses Wirkliche.