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Frechheit des Wortes

Die Hilflosigkeit gegenüber dem Wort, die wir bei den Agenten und Lagermeistern des spekulativen Denkgeschäftes immer wahrnehmen, wird verzeihlicher, wenn wir auf die Frechheit achten, mit der das Wort wie ein schamloser Geschäftsreisender nach jeder Abweisung sich immer wieder einführt.

Das frechste Wort ist wohl die alte platonische "Idee". Es hat die Gründung des Wortrealismus verschuldet.

Frech ist "Kategorie".

Eine gewisse humoristische Frechheit liegt z. B. in den Worten "die beste aller Welten". Schon die Mehrzahl von Welt zu bilden ist eine Frechheit, weil es doch nie und nimmer mehr als eine Welt gegeben hat, und die Vergleichung darum unmöglich ist. Darum ist ja der Superlativ "beste" unsäglich frech, auch wenn es überhaupt gestattet wäre, von "gut" einen Superlativ zu bilden. Ich behaupte freilich, daß das Wort "der beste" überhaupt nur den Sinn von "sehr gut" hat, daß dieser Superlativ aber nur gebildet worden ist, weil die Grammatik so etwas unter ihren Formen hatte. Es ist freilich zu beachten, daß in den meisten unserer Sprachen "der beste" unregelmäßig ist. Daß also der Superlativ von "gut" nicht analogisch, nicht sprachlich gebildet ist. Daß also "best" ursprünglich wer weiß welchen Sinn gehabt hat.

Vielleicht die letzte große nachhaltige Frechheit des Wortes war im "kategorischen Imperativ". Seitdem haben sich die besten Köpfe von der wissenschaftlichen Behandlung der Ethik und Religion zurückgezogen.

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