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Du wirst mal Kanzleisekretär –
mä –! bä –!
Dann hängt dir vorne ein Bauch von Schmeer
und Briefmarken sammelst du nebenher,
und du liebst die Autorität und das Heer –
Na, nu weine man nicht!
Na, nu weine man nicht!
In der Röhre stehn Klöße,
du siehst sie bloß nicht! –

Du wirst mal Geschäftsprinzipal –
mä –! bä –!
Untenrum dick und obenrum kahl,
mit dem Maulwerk egalweg sozial,
und im Herzen natürlich deutsch-national –
Na, nu weine man nicht!

Du wirst mal Landgerichtspräsident!
Kille-kille!
Einer, der die Gesetzbücher kennt,
einer, der in den Sitzungen pennt,
und die Fresse zerhackt wie ein Korpsstudent –
kille … kille … kille … !

Du wirst mal eine große Hu –
hopla-hopp!
Du liebst, wenn er zahlt. Und lächelst dazu.
Und gehts mal schief, verlier nicht die Ruh.
Du hast ja Geld – dir treiben sie deine Sorgen ab im Nu …
hopla-hopp!

Du wirst mal Gewerkschaftssekretär –
na, nu weine man nicht –!
Zunächst gehst du klein und bescheiden einher;
doch hast du erst den feinen Verkehr,
dann kennst du deine Genossen nicht mehr –
in der Röhre stehn Klöße,
du siehst sie bloß nicht –!
Su – su –
Na, und du –?

Du, mein Junge, sollst mal auf Erden
ein anständiger Proletarier werden,
der ein Herz hat für seiner Klasse Beschwerden –!
Ein ganzer Mann.
Feste, geh ran –!
Das wirst du lernen, bist du einmal groß –:
Jede Klasse zimmert sich selber ihr Los.

Theobald Tiger
Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1928, Nr. 36, S. 10,
wieder in: Deutschland, Deutschland.