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V. Frauen, Liebe und Ehe

Wo das Weib aufhört, fängt der schlechte Mann an.

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Wenn ich Weltgeschichte lese und irgendeine Tat oder Erscheinung mich frappiert, so möchte ich manchmal das Weib sehen, das als geheime Triebfeder dahinter steckt (als Agens mittel- oder unmittelbar) – Die Weiber regieren, obgleich der „Moniteur“ nur Männernamen verzeichnet – sie machen Geschichte, obgleich der Historiker nur Männernamen kennt – Herodot’s Anfang ist ingenios.

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Bei der Erklärung der Liebe muß ein physikalisches Phänomen oder ein historisches Faktum angenommen werden. Ist es Sympathie, wie der dumme Magnet das rohe Eisen anzieht? Oder ist eine Vorgeschichte vorhanden, deren dunkles Bewußtsein uns blieb und in unerklärlicher Anziehung und Abstoßung sich ausspricht?

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In der Jugend ist die Liebe stürmischer, aber nicht so stark, so allmächtig wie später. Auch ist sie in der Jugend nicht so dauernd, denn der Leib liebt mit, lechzt nach leiblichen Offenbarungen in der Liebe, und leiht der Seele allen Ungestüm seines Blutes, die Überfülle seiner Sehnenkraft. Später, wo diese aufhört, wo das Blut langsamer in den Adern sintert, wo der Leib nicht mehr verliebt ist, liebt die Seele ganz allein, die unsterbliche Seele, und da ihr die Ewigkeit zu Gebote steht, da sie nicht so gebrechlich ist wie der Leib nimmt sie sich Zeit und liebt nicht mehr so stürmisch, aber dauernder, noch abgrundtiefer, noch übermenschlicher.

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Daß der Gatte Xanthippe’s ein so großer Philosoph geworden, ist merkwürdig. Während allem Gezänk noch denken! Aber schreiben konnte er nicht, das war unmöglich: Sokrates hat kein einziges Buch hinterlassen.

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Wie viel höher steht die Frau bei Moses als bei den anderen Orientalen oder als noch bis auf den heutigen Tag bei den Mahomedanern! Diese sagen bestimmt, daß die Frau nicht einmal ins Paradies kommt; Mahomed hat sie davon ausgeschlossen. Glaubte er etwa, daß das Paradies kein Paradies mehr sei, wenn jeder seine Frau dort wiederfände?

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Jeder, wer heiratet, ist wie der Doge, der sich mit dem adriatischen Meere vermählt – er weiß nicht, was drin, was er heiratet: Schätze, Perlen, Ungetüme, unbekannte Stürme.

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Die Musik beim Hochzeitsgeleite erinnert mich immer an die Musik bei in die Schlacht ziehenden Soldaten.

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Die deutschen Frauen sind gefährlich wegen ihrer Tagebücher, die der Mann finden kann.

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Die deutsche Ehe ist keine wahre Ehe. Der Ehemann hat keine Ehefrau, sondern eine Magd, und lebt sein isoliertes Hagestolzleben im Geiste fort, selbst im Kreis der Familie. Ich will darum nicht sagen, daß er der Herr sei, im Gegenteil ist er zuweilen nur der Bediente der Magd, und den Servilismus verleugnet er auch im Hause nicht.