820. Jetzt¹⁾. Nun²⁾.
Jetzt (mhd. iezuo, eig. immerfort, immerzu) bezeichnet einen gegenwärtigen, dauernden Zustand, z. B. Er hält sich jetzt in Berlin auf; jetzt herrscht Friede usw. Oft schließt es auch den der Gegenwart unmittelbar voraufgehenden Abschnitt der Vergangenheit oder den der Gegenwart unmittelbar folgenden Abschnitt der Zukunft mit ein, z. B. er verließ mich eben jetzt; er wird jetzt gleich erscheinen, du sollst jetzt alles hören usw. Jetzt hebt nur das Zeitverhältnis hervor und drückt sonst keine Beziehung aus: nun (ahd. mhd. nu, verwandt mit lat. nunc) aber nimmt außerdem noch Bezug auf die Dinge, Begebenheiten, Zustände und Veränderungen, welche der Gegenwart voraufgegangen sind, oft so, daß es geradezu eine Folge andeutet, z. B. Es wird nun Zeit, daß du dich besserst (d. h. nachdem du so alt geworden bist, daß du die Vorteile der Besserung einsehen könntest); das ist nun schon der dritte Fall (Bezug nehmend auf die zwei voraufgehenden Fälle). „Nun (d. h. da uns Gott so sichtlich seinen Beistand geliehen hat) danket alle Gott,“ usw. Jetzt bezeichnet also einen gegenwärtigen Zustand als solchen, nun als einen in einem voraufgehenden gegründeten. Daher dient nun häufig auch bloß als überleitendes Wort, das einen Satz an den vorhergehenden anknüpft (nun aber, nun freilich u. ähnl.). „Jetzt fühlt der Engel, was ich fühle; | ihr Herz gewann ich mir beim Spiele, | und sie ist nun von Herzen mein.“ Goethe, Friederike.