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Äolsharfen

Gespräch

Er

Ich dacht’, ich habe keinen Schmerz;
Und doch war mir so bang ums Herz,
Mir war’s gebunden vor der Stirn
Und hohl im innersten Gehirn —

Bis endlich Trän’ auf Träne fließt,
Verhaltnes Lebewohl ergießt. —
Ihr Lebewohl war heitre Ruh’,
Sie weint wohl jetzund auch wie du.

Sie

Ja, er ist fort, das muß nun sein!
Ihr Lieben, laßt mich nur allein;
Sollt’ ich euch seltsam scheinen,
Es wird nicht ewig währen!
Jetzt kann ich ihn nicht entbehren,
Und da muß ich weinen.

Er

Zur Trauer bin ich nicht gestimmt
Und Freude kann ich auch nicht haben:
Was sollen mir die reifen Gaben,
Die man von jedem Baume nimmt!
Der Tag ist mir zum Überdruß,
Langweilig ist’s, wenn Nächte sich befeuern;
Mir bleibt der einzige Genuß,
Dein holdes Bild mir ewig zu erneuern.
Und fühltest du den Wunsch nach diesem Segen,
Du kämest mir auf halbem Weg entgegen.

Sie

Du trauerst, daß ich nicht erscheine,
Vielleicht entfernt so treu nicht meine,
Sonst wär’ mein Bild im Geiste da.
Schmückt Iris wohl des Himmels Bläue?
Laß regnen, gleich erscheint die neue;
Du weinst! Schon bin ich wieder da.

Er

Ja, du bist wohl an Iris zu vergleichen!
Ein liebenswürdig Wunderzeichen;
So schmiegsam herrlich, bunt in Harmonie
Und immer neu und immer gleich wie sie.