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Skeptische Tropen

Skeptische Tropen (gr. tropoi = Weisen, Wendungen) heißen die Gründe, welche die antike Skepsis für den Zweifel anführte (Sext. Empir. hyp. Pyrrhon. I, 36 ff.). Sie sind entnommen: 1. von der Verschiedenheit der beseelten Wesen überhaupt, aus welcher eine verschiedene Auffassung der Objekte folge; 2. von der Verschiedenheit der Menschen untereinander; 3. von der verschiedenen Struktur der Sinneswerkzeuge; 4. von der Verschiedenheit unserer geistigen und körperlichen Zustände; 5. von der Verschiedenheit der Lage und Entfernungen und Orte; 6. von dem Vermischtsein des wahrgenommenen Dinges mit anderen; 7. von der Verschiedenheit der Erscheinung je nach Art der Zusammenfügung; 8. von der Relativität überhaupt; 9. von der Verschiedenheit der Auffassung je nach der Zahl der Wahrnehmungen; 10. von der Verschiedenheit der Bildung, der Sitten, der Gesetze, mythischen Vorstellungen und philosophischen Annahmen. Übrigens erkannte schon Sextus Empiricus (c. 200 v. Chr.), daß sich diese 10 Tropen auf 8 reduzieren lassen. Die jüngeren Skeptiker empfahlen durch 5 Tropen die Epoché (d.h. die Zurückhaltung des Urteils): 1. durch die Verschiedenheit der Ansichten über die nämlichen Objekte; 2. durch den Regreß ins Unendliche, weil jede beweisende Behauptung immer wieder bewiesen werden müsse; 3. durch die Relativität; 4. durch die Willkürlichkeit der Prinzipien; 5. durch die Diallele, daß das, worauf der Beweis sich stützen solle, wieder durch das zu Beweisende gestützt werden müsse. – Später wurden diese Sätze folgendermaßen zusammengezogen: Nichts kann durch sich selbst gesichert werden, wie aus der Diskrepanz der Ansichten über alles Wahrnehmbare und Denkbare hervorgeht, daher auch nichts durch ein anderes, indem dieses selbst keine Sicherheit aus sich hat und, wenn es sie wiederum durch ein anderes gewinnen sollte, wir entweder auf einen regressus in infinitum oder auf eine Diallele geführt werden würden. Vgl. D. Zimmermann, d. pyrrhon. Philos. 1841. Überweg, Grundriß d. Geschichte der Philosophie I, § 60.