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Schwermut

Schwermut heißt diejenige Grundstimmung des Gemütes, in der sich der Mensch durch alles, was er erlebt, gehemmt und niedergedrückt fühlt, und in der alle seine Empfindungen, Gefühle und Stimmungen schmerzlich und trübe ausklingen. Das menschliche Gemüt kann durch den Druck einer starren Vergangenheit oder einer aufregenden Gegenwart beschwert werden. Während der Leichtmütige dabei frisch und frei bleibt, blickt der Schwermütige düster ins Leben; alle Erlebnisse, Erinnerungen und Aussichten werden durch seinen umflorten Blick getrübt. Selbst die Lust wird ihm zur Last. Besonders disponiert dazu das mehr rezeptive, weiche, sinnige Temperament, während das sanguinische und cholerische zum Leichtmut neigt. Aber oft wird auch die Grundstimmung des Menschen durch das Leben geändert: in der Jugend leichtsinnig, wird er durch Enttäuschung, Unglück und Kummer allmählich schwermütig; der Künstler neigt zum Leichtsinn, der Gelehrte zur Schwermut. Leicht verschwebende Schwermut macht interessant und reizt zur Nachahmung, wie das Zeitalter Rousseaus und Werthers beweist. Das Schmerzgefühl hat auch seinen Reiz, was schon Epikur und Ovid erkannten, und der Bach der Schwermut, sagt Young, führt seine Perlen mit sich. Eingewurzelte Schwermut ist schon der Anfang der Geisteskrankheit. Vgl. Melancholie, Temperament.