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Diener am Wort

Die protestantischen Geistlichen nennen sich mit überraschender Selbsterkenntnis Diener am Wort. Sie bilden sich etwas auf die veraltete Form des Ausdrucks ein. Diener des Wortes wäre ihnen nicht mystisch genug. Und wirklich liegt die Wahrheit in der ungewöhnlichen Präposition. Sie können gar nicht Diener des Wortes sein; denn dann müßte hinter dem Worte etwas stecken, was lebt und Herr ist. Sie sind Diener an etwas Leblosem.

Diese Knechte an den Ruderbänken der Wortgaleeren sind nur noch den breiten Massen gefährlich. Ihre Waffen sind stumpf für unseren gebildeten Mittelstand. Er hat neue Worte gemünzt: das Recht, die Sitte, die Wohlfahrt, das Glück. Und unsere Minister, unsere Abgeordneten, unsere Journalisten sind die neuen Diener an diesen neuen Worten, sind die künftigen Pfaffen.