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Der Erbfrack

Ein hübsches Bild für das Altern der Begriffe gäbe eine kleine Geschichte Wilhelm von Merckels, eines Dilettanten aus dem Kreise vom "Tunnel über der Spree"; Theodor Fontäne hat m seinen Memoiren von Merckel erzählt. Die Geschichte heißt "Der Frack des Herrn von Chergal" und ist eigentlich eine Satire auf die altpreußische ständische Verfassung, welche Herr von Gerlach (Chergal) konservieren wollte. Chergal besitzt einen uralten legitimistischen Erbfrack, den er à tout prix bei Leben erhalten will; das führt schließlich dahin, "daß besagter Frack infolge beständiger Ausflickungen und Änderungen gar nicht mehr er selber ist, aber trotzdem noch immer als das unantastbare Heiligtum von ehedem angesehen und getragen wird". Genau so geht es — will mir scheinen — mit alten Worten. Nach einiger Zeit ist jede Faser ihrer Laute sowohl wie ihres Sinnes durch etwas Neues ersetzt, und nur ein übrig gebliebener Aristoteliker könnte sich damit trösten, daß ja die Form erhalten geblieben sei.