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Deist, Deismus

Deist und Deismus (aus engl. deist und deism) wird zwar bereits seit dem 16. Jahrhundert als religionsphilosophischer Parteiname bezeugt (siehe Murray 3, 152), und zwar ursprünglich als Gegenstück zu Atheist, bürgert sich aber erst etwa seit den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts im Deutschen ein und gewinnt auch da bald die Bedeutung einer mehr oder minder erbitterten Schelte. Vgl. Lessing 5, 446 f. (1754), der in der Anzeige einer aus dem Englischen übersetzten Streitschrift schreibt: „Dieser Zweifler findet am Ende, dass der Deismus eine Larve sei, unter welcher man bloß die verhassten Beschuldigungen der Gottesleugnung von sich abzulehnen, oder die christliche Religion desto geschickter zu bestreiten suche. Wem dieses Endurteil zu strenge scheinen sollte, der muss wissen, dass der Verfasser nur die allerhässlichste Art von Deisten annimmt, diejenigen nämlich, welche zwar einen Gott, aber keine Verbindlichkeit ihm zu gehorchen, noch ein künftiges Leben zugeben.

So schwerlich ein Herbert diese für wahre Deisten erkennen würde, so gewiss ist es doch, dass sie zu unsern Zeiten unter ihren Namensbrüdern die größte Zahl ausmachen, und auch leider die größten Verführungen anrichten.“

Während Lessing hier noch zwischen wahren und falschen Deisten scheidet (vgl. auch 12, 254 ff.), eifert dann Wieland 32, 298 (1788) gegen dem Missbrauch des Ausdrucks überhaupt mit aller Entschiedenheit: „Es ist etwas den gesunden Menschensinn Empörendes in der noch immer unter den Gelehrten selbst herrschenden Gewohnheit, das Wort Deist oder Theist, welches (so viel ich weiß) einen Menschen bezeichnet, der weder atheistische noch dämonistische Grundsätze hat, so zu behandeln, als ob es eine Makel, die kein Mann von Ehre auf sich sitzen lassen könne, bei sich führe. Die Einwendung, dass man unter dem Wort Deist, in der gewöhnlichen verhassten Bedeutung, einen solchen Bekenner der natürlichen Religion verstehe, der nicht an die besonderen Dogmen der Christen, so wie sie aus gewissen Konzilien und in gewissen Symbolen und Formularen festgesetzt worden, glauben kann — ist ein elender Behelf.“ Denn jeder Glaubensterrorismus sei verwerflich.

Nicht allzu lange darauf ging das Scheltwort seiner Schlagkraft von selbst verlustig.