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Reiseapotheke

Diese sogenannte Hausapotheke findet man allerdings fast in jeder Haushaltung, und zwar meist immer da, wo, wenn auch kein Wohlstand, nur keine Armut zu Hause ist; man findet sie selbst in Dörfern, wenigstens beim Prediger, Schullehrer, Schulzen. — Ganz etwas anderes ist es aber mit einer Reiseapotheke, welche besonders Schiffer auf großen Seereisen und Landreisende in Karavanenzügen, welche unbewohnte Steppen und Sandwüsten durchziehen müssen, nötig haben, ja ihnen unersetzlich ist. Selbst der Arzt, welcher nicht allein seine Praxis in der Stadt, sondern auch auf dem Land hat, wo Apotheken oft entfernt liegen, muss für den Notfall eine solche Reiseapotheke oder sogenannten Medizinkasten mit sich führen, der ihm oft aus großer Verlegenheit hilft, wenn er auch nur klein ist und nur die allernotwendigsten Medikamente enthält. Zu diesem Zwecke lasse man sich etwa einen Kasten von festem Holz, z. B. Eschen- oder Eichenholze, dritthalb Fuß lang, anderthalb Fuß breit und ein Fuß hoch, vom Tischler verfertigen. Derselbe hat zwei Abteilungen. Die obere größere und tiefere ist mit Fächern aus einem halben Zoll dicken Holze der Art versehen, dass etwa sechs bis acht Fächer auf die Länge und vier bis fünf auf die Breite kommen. In diese Fächer stellt man die Tinkturen und Pulver, welche sich in gut verschlossenen Gläsern mit eingeschliffenen Glasstöpseln und oben mit Leder und Faden gut zugebunden, befinden. Jedes einzelne Glas ist mit einem daran festgeklebten Zettel, noch besser mit einem Firnissanstrich, versehen, worauf der Name des Arzneikörpers, den es enthält, deutlich geschrieben steht, und zugleich eine Nummer befindlich ist, welche der Zahl entspricht, unter welcher die einzelnen Medikamente an der inneren Seite des Kastendeckels alphabetisch und nummeriert aufgeführt worden sind. — Damit die einzelnen Gläser vor Stößen, Erschütterung und vor dem Zerbrechen beim Reisen zu Pferde oder zu Wagen, zumal auf unebenen Wegen, geschützt werden, packt man unten und zu den Seiten in jedes Fach etwas Baumwolle und wickelt jedes einzelne Glas noch besonders in weiches Papier ein. — Die untere Abteilung des Kastens besteht aus einer Schieblade oder einem Auszuge, welcher durch ein Eisenstäbchen von der oberen Abteilung aus verschließbar ist. In dieser Schieblade befinden sich gleichfalls einzelne Fächer, worin man die verschiedenen, unten genannten Kräuter und Wurzeln, die verschiedenen Pflaster, auch einen kleinen porzellanenen Mörser mit Stöpsel, eine kleine Waage mit Schalen von Horn, einen Löffel von Horn oder Knochen, eine Schachtel mit verschiedenen Apothekergewichten von einem Viertelgran bis zu einer Unze, einige Pulverkapseln und an einem Ende stumpf geschnittene Kartenblätter zur Aufnahme der einzelnen dispensierten Dosen Pulver u. s. w., befinden.

Folgende Arzneikörper müssen sich in einem solchen Medizinkasten oder in der sogenannten Reiseapotheke befinden:

1) Die Brechwurzel (Radix Ipecacuanhae), gut pulverisiert, — das ganze Quantum, wenigstens alle sechs bis acht Wochen von frisch gestoßener Wurzel neu gefüllt, — etwa eine halbe bis eine Unze, lieber die Anwendung derselben ist schon oben geredet (s. Brechmittel). In kleinen Dosen von einem Viertel- bis einem halben Gran ist diese Wurzel auch ein schönes krampf- und blutstillendes Mittel.

2) Brechweinstein (Tartarus emeticus s. stibiatus), im Ganzen eine bis zwei Drachmen (über die zweckmäßige Anwendung desselben s. oben S. 666 u. 667).

3) Brausepulver (Pulvis aerophorus), bereitet nach der neuesten preußischen Pharmakopöe, — im Ganzen zwei bis vier Unzen. Ein herrliches kühlendes, erquickendes, Krampf und Erbrechen stillendes Mittel (s. Brausepulver).

4) Weinsteinrahm (Tartarus depuratus, Cremor Tartari), etwa zwei bis vier Unzen. Ein herrliches, kühlendes, die Galle verbesserndes Mittel bei fieberhaften Zuständen. Die beste Form ist die des sogenannten Kristallwassers (s. oben Ananas).

5) Kohlensaure Magnesia (Magnesia carbonica); etwa eine Unze ist in unserer kompendiösen Reiseapotheke zur Zeit genug. Am häufigsten findet sie bei Magensäure, Leibweh und grünen Stühlen der Säuglinge, bei Magenschmerz, Blähungen, Sodbrennen Erwachsener (hier mit Kalmus, Rhabarber u. s. w.) ihre Anwendung (s. Magnesia, kohlensaure).

6) Bittersalz (Sal amarum, Magnesia sulphurica), etwa vier bis sechs Unzen. Es hat als Purgiermittel vor dem Glaubersalz viele Vorzüge (s. Abführmittel und Bittersalz).

7) Mutterkorn (Secale cornutum), etwa ein bis zwei Lot. Es darf als kräftiges, die Wehen bei Kreissenden beförderndes Mittel im Arzneikasten eines Geburtshelfers, wenn er zu Lande reiset, nicht fehlen. Über die zweckmäßige Anwendung desselben vergleiche den Artikel Mutterkorn.

8) Jalappenwurzel (Radix Jalapae), etwa zwei bis vier Lot. Sie ist in Verbindung mit Cremortartari zu 12 — 25 Gran, auch mit etwas Rhabarberpulver, ein gutes Purgiermittel bei alten, verschleimten, engbrüstigen und an Leibesverstopfung leidenden Personen. Gegen Seelenstörungen leistet sie oft viel (s. Abführmittel S. 3).

9) Kampfer (Camphora), etwa ein bis zwei Lot, mit einigen Tropfen Alkohol und Zucker abgerieben. Er darf in der Reiseapotheke keines Arztes fehlen, weil er bei, auf die Hirnhäute zurückgetretener Rose, bei der Manie der Wöchnerinnen, bei Lungenbrand, Lungenlähmung, Nymphomanie u. s. w. oft allein nur dann schnelle Hilfe schafft, wenn er nicht zu spät angewandt wird (s. o. Camphora).

10) Goldschwefel (Sulphur auralum), etwa ein halbes bis ein Lot. Ist bei stockendem Auswurf alter verschleimter, engbrüstiger Personen, wenn Erstickungsanfälle eintreten, gegen katarrhalische Heiserkeit, Stimmlosigkeit u. s. w. (in Verbindung mit Kampfer, Opium u. a.) oft unentbehrlich.

11) Opiumtinktur (Tinctura Opii). Das reine Opium kann man in der Reiseapotheke allenfalls entbehren, wenn nur eine oder die andere Art der Tinktur (die einfache, oder safranhaltige, Tinctura Opii simplex, Tinctura Opii crocata s. Laudanum liquidum Sydenhami) darin vorrätig ist. Das ganze Quantum mag ein bis zwei Lot betragen. Welch ein unschätzbares Heilmittel das Opium in der Hand des vorsichtigen Arztes sei, ist bekannt. Man vergleiche den Artikel Opium.

12) Gewürztinktur (Tinctura aromatica). Diese Tinktur hat zu Hauptbestandteilen: Zimtkassie, Cardamum, Gewürznelken, Ingwer, Genzian, infundiert mit Weingeist. Bei Magenschwäche, Magenverschleimung, Blähungen leistet sie gute Dienste, wenn man einen Teelöffel voll mit Wein oder Branntwein nimmt. Auf Reisen, wo durch Regenwetter, kühle Nächte oft Durchfälle in Folge von Erkältung vorkommen, ist das Mittel unentbehrlich. Die Quantität mag drei bis vier Lot betragen.

13) Weinhaltige Rhabarbertinktur (Tinctura Rhei vinosa s. Darelii), etwa zwei bis vier Unzen. Dieses köstliche Magenmittel ist bei Magenschwäche mit Nervenreizbarkeit, bei recht verschleimten und krampfhaften Personen, wenn sie an Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit leiden, eben so bei Herbstdiarrhöe (entweder rein oder mit der Gewürztinktur in Verbindung) ein wirksames Mittel (s. oben Radix Rhei).

14) Hoffmannstropfen (Liquor anodynus mineralis Hoffmanni, Spiritus sulphurico-aethereus), etwa zwei Lot. Der Gebrauch dieses belebenden Mittels ist so bekannt, dass wir vor dem Missbrauch in Fällen, wo es schadet und wo das Brausepulver besser wäre, warnen mussten (s. Brausepulver und Hoffmannstropfen).

15) Essig-Äther, Essig-Naphtha (Äther aceticus, Naphtha Aceti), etwa ein Lot. Die Wirkung ist ähnlich der des Schwefeläthers, doch belebender (s. Hoffmannstropfen).

16) Kaustischer Salmiakgeist (Liquor Ammonii causticus, Spiritus Salis Ammoniaci causticus), etwa zwei bis drei Lot. Bei tiefen Ohnmachten, beim Scheintode, bei hohen Graden von Trunkenheit, gegen Vergiftung durch Blausäure, Chlorgas, durch salzsaures und salpetrigsaures Gas, gegen den Biss giftiger Schlangen, Insektenstiche, gegen die schlimmste Form der morgenländischen Cholera, wo der Kranke eiskalt und blau ist, bleibt der kaustische Salmiakspiritus mir unentbehrlich. Nicht allein äußerlich: zum Riechen, zu Einreibungen, sondern auch innerlich muss er angewandt werden (s. Liquor Ammonii causticus).

17) Zimttropfen (Tinctura Cinnamomi), etwa zwei bis vier Lot. Sie sind bei manchen Gebärmutterblutungen, bald rein, bald mit Hallers Sauer, mit etwas Opiumtropfen vermischt gereicht, oft unentbehrlich (s. Blutstillende Mittel).

18) Bernsteinhaltiger Hirschhorngeist (Liquor Ammonii succinici, Liquor Cornu Cervi succinatus), etwa vier Lot. Er ist ein herrliches krampfstillendes Mittel gegen hysterische Krämpfe, Brustkrampf, bei Ohnmachten, Nervenschlag, hitzigen, nervösen Fiebern, beim Kinnbackenkrampf Neugeborener. Man gibt Kindern alle ein bis zwei Stunden drei bis sechs Tropfen, Erwachsenen 20—30, in Zuckerwasser.

19) Asanttropfen (Tinctura Asae foetidae). Der Stinkasant oder Teufelsdreck wird besonders bei den Brust- und Unterleibskrämpfen Hysterischer, beim Krampfasthma, bei unterdrückten Regeln, beim Keuchhusten der Kinder u. s. w. seine Anwendung finden. Von der Tinktur kann man 15, 20—50 Tropfen in Zuckerwasser geben; z. B. gegen heftige hysterische Zufälle. Soll aber das Mittel anhaltend gebraucht werden, so nimmt es sich am besten in Pillen (s. Stinkasant).

20) Haller’s Sauer (Elixier acidum Halleri s. Mixtura sulphuricoacida), etwa zwei bis vier Lot. Gegen heftige Blutungen bei Kreissenden, so wie gegen die große Ermattung und Abspannung, welche Reisende in großer Sommerhitze oft befällt, dienen 10—20 Tropfen in einem Glas Wasser, — gegen rheumatische Zahnschmerzen reibt man etwas Hallersches Sauer mit Nutzen in die leidende Wange, auch kann man einige Tropfen davon auf pulverisiertes Kochsalz gießen und den Dunst, das sich entwickelnde salzsaure Gas in den Mund, an den leidenden Zahn strömen lassen, wobei man den Atem so lange anhält, als man es einströmen lässt, welches Mittel schnelle Hilfe leistet.

21) Weinessig (Acetum vini), etwa acht bis zehn Unzen. Über die vielfache Benutzung desselben ist schon oben das Nötige gesagt (s. oben Art. Essig), und es gibt der Fälle viele, wo er als belebendes Mittel, zum Riechen und Waschen, allen anderen Mitteln vorzuziehen ist.

22) Essigsäure (Acidum aceticum), etwa eine bis zwei Unzen. Sie ist das beste aller Riechmittel bei Ohnmachten und Schwindel Verwundeter, Verbluteter, äußerlich eingerieben rötet sie die Haut und dient als ableitendes Mittel, unterstützt auch die gute Wirkung des Meerrettich- und Senfteiges. Gegen Hühneraugen lobt Carmichael die Essigsäure ganz vorzüglich.

23) Kamillenöl (Oleum Chamomillae).

24) Pfefferminzöl (Oleum Menthae pip.).

25) Baldrianöl (Oleum Valerianae) und

26) Kümmelöl (Oleum Carvi). Von jedem dieser vier ätherischen Öle hat man an einer halben bis einer Drachme genug. Reibt man einen bis zwei Tropfen mit Zucker ab, gibt es dem Kranken ein und lässt gewöhnlichen warmen Tee fleißig nachtrinken, so kann man die warmen Infusionen von Kamillenblumen, Kümmelsamen, Pfefferminzkraut, Baldrianwurzeln u. s. w., wenn sie in der Haushaltung fehlen sollten, in allen Fällen, wo letztere anzuwenden sind (s. Herba Melissae, Kamillenblumen, Gewürze, Radix Valerianae) entbehren. Auch kann man von solchen Ölen eine Auflösung in Hoffmannstropfen (fünf bis sechs Tropfen auf ein bis zwei Quäntchen) in der Gabe von 10—20 Tropfen geben.

27) Gewöhnliches Heftpflaster (Emplastrum adhaesivum), und

28) Englisches Heftpflaster (Emplastrum adhaesivum anglicanum). Von ersterem reichen zwei Unzen, welche ungestrichen sind, von letzterem vier bis fünf Zoll auf roten oder schwarzen Taffet gestrichen, aus (s. oben Emplastrum adhaesivum, und Emplastrum adhaesivum anglicum).

29) Spanisches Fliegenpflaster (Emplastrum cantharidum, s. vesicatorium), etwa ein bis zwei Loth; denn es darf nicht älter als einen Monat werden, sonst wird es unwirksam und lässt die Haut, wie sie ist (s. Spanische Fliegen). Aus diesem Grunde ist es gut, wenn man in der Reiseapotheke auch noch

30) Spanisches Fliegenpulver (Pulvis Cantharidum), etwa ein bis zwei Quäntchen, vorrätig hat, um das Emplastrum cantharidum, ist es nicht frisch bereitet, damit zu durchkneten.

31) Senfpulver (Pulvis Sinapis nigrae), etwa ein Viertelpfund, zur Bereitung der Senfteige, Senfpflaster. Sollen sie — gegen Schlagfluss, wütende rheumatische Kopfschmerzen u. s. w. kräftiger wirken, so setze man dem Senfe noch Meerrettich, Schwarzpfeffer und Sauerteig hinzu. Als kräftiges Ersatzmittel des Senfs muss in einem Medizinkasten

32) das ätherische Senföl (Oleum Sinapis aethereum), etwa ein bis zwei Drachmen, vorrätig sein. Bei Zungen- und Gliederlähmung, bei hysterischen Ohnmachten, heftigen Koliken, rheumatisch-nervösem Kopfweh, Migräne u. s. w. dienen Waschungen von 24 Tropfen Senföl, in ein bis zwei Lot Weingeist aufgelöst.

33) Bisam (Moschus). Dieses unschätzbare Arzneimittel darf in keiner Reiseapotheke fehlen; zwei bis drei Quäntchen, mit eben so viel Zucker abgerieben, reichen meist hin. Er rettet bei dem krampfhaften Asthma der Kinder (Asthma spasticum acutum Millari), welches plötzlich in der Nacht mit Erstickungsnot eintritt und wobei die Kinder einen tiefen, heulenden Ton (keinen feinen, krähenden, wie beim Croup, siehe unten Anhang IV. Nr. 3) von sich geben, oft allein das Leben; auch bei kleinen Kindern mit Keuchhusten, sobald die Kräfte sinken, bei der Brustbräune Erwachsener, — beim Delirium tremens der Säufer, wenn der Puls sehr klein, fadenförmig wird, Krämpfe und Flockenlesen sich einstellen, — bei den Konvulsionen sehr sensibler Kreissenden. Die Dosis ist: zwei bis zehn Gran, alle halbe bis zwei Stunden.

34) Schwefelsaures Chinin (Chininum sulphuricum), etwa ein bis drei Quäntchen. Beim bösartigen Wechselfieber mit Krämpfen, Schlummersucht, rosenartiger Geschwulst der einen Gesichtshälfte sind ein bis sechs Gran des Mittels, mit Zucker, alle ein bis zwei Stunden gereicht, oft allein das Leben rettend, zumal in Verbindung mit

35) Chinarinde (s. o. d. Artikel).

36) Versüßtes Quecksilber, Kalomel (Mercurius dulcis, s. Hydrargyrum muriaticum mite), etwa zwei bis drei Quäntchen. Dieses Mittel, — alle ein bis zwei Stunden einen bis drei Gran mit Zucker, — ist beim Croup vollsaftiger Kinder (nach vorgegangener Applikation von Blutegeln) oft das einzige Rettungsmittel (s. unten Anhang IV. Nr. 3), so wie in manchen Formen von Luftröhrenäste-, Hirn-, Herzbeutel-, Leber-, Milz- und Bauchfellentzündung u. a. m.

37) Arabisches Gummi (Gummi arabicum), etwa zwei Lot des Pulvers. Zur Bereitung von Schleim in Mixturen gegen Husten, Nieren- und Blasenschmerz, Strangurie, entzündlichen Tripper, gegen Vergiftung durch Sublimat, auch gegen Durchfälle kleiner Kinder ist ein Teil des Pulvers mit drei Teilen weichem Wasser angerührt, und dazu vier Teile Fencheltee, Lakritzensaft u. s. w. zugesetzt, sehr zu empfehlen. Auch ist dieses Gummi das beste Vehikel des Kampfers.

38) Eisenoxydhydrat-Liquor (Liquor Ferri oxydati hydrati) und

39) essigsaures, breiartiges Eisenoxydhydrat (Liquor Ferri oxydati acetici), von jedem etwa zwei bis drei Lot, gegen Arsenikvergiftung (s. oben Anhang L A. S. 673).

40) Weißer Vitriol, Zinkvitriol, schwefelsaures Zinkoxyd (Vitriolum album, s. Zincum sulphuricum), etwa ein halbes Lot. Als schnell wirkendes Brechmittel, um bei Vergiftung durch betäubende Pflanzengifte das Gift schnell auszuleeren (s. oben Anhang I. A. S. 667).

41) Krotonöl (Oleum Crotonis), etwa ein Quäntchen; — gegen hartnäckige Leibesverstopfung und Brucheinklemmung reibe man drei bis sechs Tropfen mit Öl vermischt, in den Nabel, oder setze Klistiere von Kamillentee, Leinöl und vier bis acht Tropfen Krotonöl. Gegen schlimme Heiserkeit, welche Wochen lang dauerte und allen Mitteln trotzte, rieb man täglich zwei, sechs bis zwölf Tropfen in den Hals; es bildeten sich Röte und Blasen, — man setzte das Mittel alsdann drei Tage aus, kontinuierte damit, — und das Übel war in kurzer Zeit geheilt. Auch gegen Koliken und Keuchhusten verschaffen Einreibungen von drei bis zehn Tropfen Krotonöl in die Herzgrube und in den Nabel, große Hilfe.

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Mit diesen 41 verschiedenen Arzneikörpern kann man auskommen; eine solche komplete Reiseapotheke genügt. Hat man noch Platz übrig, so könnte man allenfalls noch hinzufügen:

42) Die Tinktur des sibirischen Bibergeils (Tinctura Castorei sibirici), etwa zwei bis vier Drachmen. Sie ist, alle halbe bis eine Stunde zu 30 — 40 Tropfen gereicht, ein vorzügliches Mittel gegen die heftigsten Anfälle der Hysterie. Endlich:

43) das kohlensaure Kali (Kali subcarbonicum), etwa zwei Lot; um mit Essig daraus einen kühlenden Fiebertrank: die Potio Riverii, drei bis vier Lot, vermischt mit acht bis zehn Lot Fliedertee und zwei Lot Honig, zu bereiten.