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Zahnpulver

Zahnpulver, Pulvis dentifricus. Alle Zahnpulver, welche aus scharfen Substanzen: Tabaksasche, Bimsstein u. s. w. bestehen, schaden den Zähnen, indem sie den Glanz (Emaille) derselben angreifen und den Knochenfraß oder das Hohlwerden begünstigen (s. oben Gesundheitsregeln). Unschädlich und für die besondern Fälle anpassend sind folgende Zahnpulver und Zahnlatwergen:

Nr. 116. Man erhält ein sehr gutes, unschädliches, rotes Zahnpulver (Pulvis dentifricus rubel), wenn man ein Lot rotes Sandelholz und ein halbes Lot Chinarinde sehr fein pulverisiert, durch ein feines Haarsieb stäubt und sechs Tropfen Nelkenöl, eben so viel Bergamottöl hinzugießt und Alles wohl durcheinander mischt.

Nr. 117. Ein sehr gutes, schwarzes Zahnpulver (Pulvis dentifricus niger) bereitet man auf folgende Weise: Man nimmt Königschinapulver, ein Lot, Lindenholzkohlenpulver, zwei Lot, Nelkenöl, sechs Tropfen, und mischt Alles gut durcheinander.

Zur Vertreibung der durch Tabaksrauchen entstandenen gelben Farbe der Zähne ist ein Zahnpulver aus Kohle und Chlorkalk zu empfehlen (s. Chlorkalk).

Nr. 118. Ein erprobtes Zahnpulver bei schwammigem, leicht blutendem Zahnfleische ist dieses: Chinarinde, ein Lot, Veilchenwurzel, ein halbes Lot, Salmiak, ein Quäntchen, Drachenblut, anderthalb Quäntchen, Myrrhe, ein halbes Quäntchen.

Nr. 119. Auch das Vogler’sche Zahnpulver passt in solchen Fällen. Man nimmt dazu: schwarz gebrannte Brotrinde von Roggenbrot, fünf Drachmen, Veilchenwurzel und Arcanum duplicatum, von jedem eine Drachme, Alaun, Myrrhe und Gewürznelken, von jedem 20 Gran; Alles wird fein pulverisiert und gut gemischt, darauf mit einem halben bis einem Teelöffel voll Weingeist oder Branntwein gerieben und in einem gut verschlossenen Glas aufbewahrt.

Nr. 120. Zur Beschränkung des Fortschreitens des Knochenfraßes der Zähne (Caries dentium) bei schon etwas dadurch hohl gewordenen Zähnen dient folgende Zahnlatwerge:

Man nehme Blutstein und Myrrhe, von jedem ein Quäntchen, Chinarinde, sechs Quäntchen, Honig, sechs Lot, Nelkenöl, sechs Tropfen.

Nr. 121. L. W. Sachs lobt folgende Zahnlatwerge: Man nimmt fein pulverisierte Chinarinde, florentinische Veilchenwurzel, fein bereitete Holzkohle, von jedem 20 Gran, spirituöse Myrrhentinktur, eine halbe Drachme, und so viel abgeschäumten Honig, als zur Bereitung der Latwerge nötig ist.

Sehr einfach und zweckmäßig ist das Zahnpulver der schlesischen Pharmakopöe: zwei Lot präparierte Holzkohle, ein Lot braune Chinarinde, und ein halbes Lot Myrrhe, Alles fein gestoßen und gut gemischt.

Der tägliche Gebrauch der Zahnpulver und Zahnlatwergen taugt nichts. Bei völlig gesundem Zahnfleisch und noch guten, nicht hohlen Zähnen ist das Reinigen des Mundes mit lauem Wasser und das Bürsten der Zähne mittelst einer guten Zahnbürste und lauem Wasser, etwa das Reiben der Zähne mit einem grünen oder trocknen und dann angefeuchteten Salbeiblatt hinreichend. Alle drei bis vier Tage kann man zur Erhaltung der Zähne und um sie vor dem Hohlwerden zu bewahren, das Zahnpulver Nr. 116 oder Nr. 117 in Anwendung bringen, — bei schwammigen, blutenden Zahnfleische verdienen die Nummern 118 und 119, bei hohlen Zähnen Nr. 120 und 121 den Vorzug. Ein gutes Zahnwasser, welches die Zähne schön und gesund erhält, ohne im Geringsten andere schädliche Nebenwirkungen zu haben, ist folgendes:

Nr. 122. Man nehme ein Lot Gartenraute (s. Herba Rutae) und zwei Lot Salbeiblätter (s. Herba Salviae), koche Alles eine Viertelstunde lang mit einem halben Maß Wasser, seihe es durch und setze nach dem Erkalten ein halbes Maß Lavendelspiritus hinzu. — Im Winter kann man sich der getrockneten Raute und Salbei statt der grünen bedienen, oder auch des folgenden, auf der Apotheke zu habenden Zahnwassers:

Nr. 123. Nimm: Salbeiwasser, Rautenwasser, Zimtwasser und Lavendelspiritus, von jedem gleiche Teile.

Ein gutes Zahnwasser gegen lose Zähne und schwammiges Zahnfleisch ist folgendes:

Nr. 124. Nimm: trockne und zerschnittene Eicheln, zwei Lot, grob zerstoßene Galläpfel ein Lot, koche beide Teile eine Viertelstunde lang mit einem Maß Wasser, seihe die Flüssigkeit durch und löse darin ein Quäntchen Alaun auf. Man nimmt davon zwei Esslöffel voll zum Ausspülen des Mundes, hält die Flüssigkeit auch einige Minuten im Munde, und wiederholt dies täglich zwei - bis dreimal. Tabernomontanus (l. c. I. p. 443) lobt gegen Fäule des Zahnfleischs, so dass die Zahnwurzel zu sehen, folgendes Wasser: Sechs frische, lebendige Bachkrebse und zwei Lot große Klettenwurzel werden zusammen im Mörser gequetscht, dass sie ganz zu Mus werden, darauf zerreibe Alles mit 16 Unzen destilliertem Kornblumenwasser (Aquae Cyanae coeruleae), und seihe es dann durch ein Tuch und presse es aus. Davon nimmt man alle zwei Stunden einen Esslöffel voll in den Mund und wäscht das Zahnfleisch damit, so wird es wieder roth werden und wachsen.

Außer dem reinigenden roten Zahnpulver (Nr. 116) kann man sich auch des weißen Zahnpulvers bedienen. Es wird so bereitet:

Nr. 125. Man nehme drei Lot gebranntes Hirschhorn, zwei Lot Krebssteine, ein Lot florentiner Violenwurzel, ein halbes Lot präparierten Weinstein, ein halbes Quäntchen Nelken, und fünfzehn Gran Muskatnuss. Man mischt Alles zu Pulver (s. Lübeck a. a. O. S. 140).

Bin unschädliches rotes Zahnpulver ist noch folgendes:

Nr. 126. Man nehme von dem weißen Zahnpulver (Nr. 125) fünf Lot, und vermische mit demselben ein Lot florentiner Lack in Pulver. Während man diese Mischung macht, kann man Alles öfters mit Lavendelspiritus befeuchten, und das Ganze dann im Schatten trocknen. Statt der teuren China kann man zu einem wohlfeilem, reinigenden Zahnpulver die Weidenrinde nehmen; z. B. in folgender Mischung:

Nr. 127. Zwei Lot Weidenrindenpulver, ein Quäntchen Kaskarille, ein Quäntchen Myrrhe und 20 Tropfen Bergamottöl werden gut durcheinander zum Pulver vermischt.

Eine gute Zahntinktur gegen das Stumpfwerden der Zähne gibt Lübeck (a.a.O. S. 186) an. „Der Genuss saurer Sachen: saurer Früchte u. s. w. verursacht“ — sagt er — „ein Stumpfwerden der Zähne und dadurch eine unangenehme Empfindung. Spült man sich den Mund unmittelbar nachher mit folgender Zahntinktur, und nachher mit Wasser aus, so entgeht man jeden nachteiligen Folgen, und konserviert die Zähne desto besser.“ Diese Zahntinktur wird auf folgende Weise bereitet:

Nr. 128. Man nehme vier Lot gereinigte Pottasche, übergieße sie in einem verstopften Glas mit acht Unzen starkem Salbeiwasser, und filtriere die Flüssigkeit, wenn die Auflösung geschehen ist, durch Filtrierpapier, und hebe sie auf. Zum Gebrauch nimmt man einen bis zwei Teelöffel voll dieser Flüssigkeit, auf ein Glas frisches Brunnenwasser, und spült sich den Mund einige Mal gut damit aus.

Auch kann man statt der Tinktur folgendes Zahnpulver gegen das Stumpfwerden der Zähne anwenden:

Nr. 129. Man nehme kohlensaure Magnesia, präparierte Krebssteine, von jedem ein Lot, Kohlenpulver, ein halbes Lot, und mische Alles gut durcheinander. Man reibt damit trocken die Zähne ab und spült sie mit lauem Wasser nach (s. Linderer a. a. O.).