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Das Gebet

Wen hat nicht einmal Angst befallen,
Wenn Trübnis ihn gefangenhält,
Als müßt er ewig rastlos wallen
Nach einer wunderbaren Welt?
All’ Freunde sind lang fortgezogen,
Der Frühling weint in einem fort,
Eine Brücke ist der Regenbogen
Zum friedlich sichern Heimatsport.

Hinauszuschlagen in die Töne,
Lockt dich Natur mit wilder Lust,
Zieht Minne, holde Frauenschöne
Zum Abgrund süß die sel’ge Brust;
Den Tod siehst du verhüllet gehen
Durch Lieb’ und Leben himmelwärts,
Ein einzig Wunder nur bleibt stehen
Einsam über dem öden Schmerz. —

Du seltner Pilger, laß dich warnen!
Aus ird’scher Lust und Zauberei,
Die freud- und leidvoll dich umgarnen,
Strecke zu Gott die Arme frei!
Nichts mehr mußt du hienieden haben,
Himmlisch betrübt, verlassen, arm,
Ein treues Kind, dem Vater klagen
Die ird’sche Lust, den ird’schen Harm.

Es breitet diese einz’ge Stunde
Sich übers ganze Leben still,
Legt blühend sich um deine Wunde,
Die niemals wieder heilen will.
Treu bleibt der Himmel stets dem Treuen,
Zur Erd das Ird’sche niedergeht,
Zum Himmel über Zaubereien
Geht ewig siegreich das Gebet.