Amsler, Samuel, geb. 1793 zu Schinznach, in der Schweiz, erlernte die Kupferstecherkunst unter Oberkogler und H. Lips in Zürich, bildete sich sodann in der Akademie zu München, machte daselbst seine ersten größeren Versuche mit der Nadel und dem Stichel nach eigenen Zeichnungen, und ging im J. 1816 nach Italien, wo er mit Thorwaldsen und Cornelius bekannt wurde und nach jenem eine Caritas, nach diesem mit Bahrdt das Titelblatt zu den Nibelungen stach. Mit Unterbrechung von einem Jahr, welches er wieder im Vaterland zugebracht und zur Vollendung eines Stichs nach Raphael, einer Madonna mit dem Kinde (beim Grafen Connestabile zu Perugia), benützt hatte, blieb Amsler in Rom bis 1824 und führte während dieser Zeit u. A. den Triumphzug Alexander's nach Thorwaldsen und das Porträt dieses Meisters nach Begas aus, zeichnete die Grablegung Christi im Pal. Borghese nach Raphael und begann deren Stich, den er 1831 im Vaterland mit großer künstlerischer Meisterschaft vollendete. Nachdem er im J. 1828 Professor der Kupferstecherkunst an der Akademie zu München geworden war, entfaltete sich für ihn eine erfolgreiche Tätigkeit, die außer mehreren ändern Blättern, den heil. Georg und den Kreuzzug des Barbarossa nach Schwanthaler, Joseph's Traumdeutung nach Cornelius, die Madonna Tempi nach Raphael, und namentlich das große Blatt: Der Triumph der Religion in den Künsten nach Overbeck mit steigendem Ruhm für den Meister zu Stande brachte. Kurz nach der Vollendung dieses letzten Stichs starb er im Mai 1849. — Amsler's Stiche zeichnen sich durch Treue der Auffassung, liebevolles Eingehen in den Geist des Vorbild's, Richtigkeit und Feinheit der Zeichnung und die meisterhafte Führung des Stichels aus, welche die Taillen als mit Notwendigkeit aus der jeweiligen Form sich von selbst ergebende erscheinen läßt; sie wollen gleich denen der alten Meister: Dürer, Marc. Anton nicht durch den Farbenausdruck oder glänzende Effekte blenden, sondern durch die Einfachheit im Vortrag des Gedankens, in Zeichnung, Stimmung und Haltung, und nur so viel von der neuen Behandlungsweise des Stichs aufnehmend als nötig ist, eine etwas größere, jedoch nie auf Kosten der Zeichnung sich erhebende malerische Wirkung zu erzielen, ihren tiefen und nachhaltigen Eindruck auf das Gemüt des Beschauers hervorbringen. Amsler's Porträt, von Kaulbach gezeichnet, hat Merz gestochen.