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Antizipation

Antizipation (lat. anticipatio) heißt Vorwegnahme. Zuerst findet sich dieser Begriff bei Epikur (341-270), welcher unter „Prolepsis“ (= anticipatio) eine von einer Sache durch wiederholte Wahrnehmung, Erinnerung und Vergleichung gebildete Allgemeinvorstellung verstand. Bei den Stoikern hieß „Prolepsis“ der unmittelbar aus der Wahrnehmung gebildete Begriff. Cicero (de nat. deor. I, 16, 43) übersetzt den Begriff des Epikur „Prolepsis“ durch anticipatio (id est anteceptam animo rei quandam informationem, sine qua nec intellegi quidquam, nec quaeri, nec disputari potest). Kant (1724 bis 1804) versteht unter Antizipationen der Wahrnehmung das, was sich an jeder Empfindung als solcher a priori erkennen läßt. Der Grundsatz, welcher alles das ausspricht, was sich an jeder Empfindung antizipieren läßt, heißt bei Kant Kr. d. r. V. S. 166 so: „In allen Erscheinungen hat die Empfindung und das Reale, welches ihr an dem Gegenstande entspricht (realitas phaenomenon), eine intensive Größe, d. h. einen Grad“. Siehe Prolepse.