Zum Hauptinhalt springen

390. Dünkel¹⁾. Eigendünkel²⁾.
Einbildung³⁾.

1) Conceit, selfsufficiency.
2) Self-conceit.
3) Vanity.
1) Présomption (suffisance).
2) Fatuité.
3) Vanité.
1) Presunzione (millanteria).
2) Presunzione (arroganza).
3) Vanità.

Wer sich größere Vorzüge beilegt, als er wirklich besitzt, oder diesen Vorzügen einen zu hohen Wert beimißt, der ist eingebildet. Wenn ein Mensch eine große Einbildung von sich hat, die er auf seine Schönheit gründet, so ist er entweder nicht so schön, als er glaubt, oder er legt der Schönheit einen höheren Wert bei, als ihr zukommt. Dünkel (von dünken) setzt zu diesem Hauptbegriffe noch hinzu, daß der Eingebildete mit seinen vermeinten Vorzügen alles auszurichten und daher ein Recht auf ganz besondere Achtung zu haben glaubt. Dieser Begriff wird in Eigendünkel noch durch das Wort eigen verstärkt, welches andeutet, daß er sich alle solche Vorzüge ausschließlich zuspricht. Die Einbildung auf sein Wissen verführt einen unerfahrenen Jüngling, daß er von demselben mehr hält, als er sollte. Sie steigt zu der Höhe des Dünkels, wenn er glaubt, daß er nichts mehr zu lernen habe, daß er alle andern Wissenschaften entbehren könne und daß alle andern Menschen von ihm lernen müßten. Sie wird Eigendünkel, wenn sie ihn unbiegsam macht und ihm ein solches Vertrauen auf seine Einsicht einflößt, daß er den Rat und die Hilfe aller Verständigen verschmäht. „Die Unbescheidenheit in der Forderung von andern geachtet zu werden ist der Eigendünkel.“ Kant 5, 300. (Grimm.) „Allgemeine Begriffe und großer Dünkel sind immer auf dem Wege, entsetzliches Unglück anzurichten.“ Goethe, Spr. i. Pr. 15. „Übereilung und Dünkel sind gefährliche Dämonen, die den Fähigsten unzulänglich machen, alle Wirkung zum Stocken bringen, freie Fortschritte lähmen.“ Ebenda 778. (Vgl. Art. 160.)