Orgelpunkt

Orgelpunkt. (Musik) In vielstimmigen Kirchenstücken kommen bei Schlüssen oft solche Stellen, da bei liegendem Basse die oberen Stimmen einige Takte lang einen in Harmonie mannigfaltigen Gesang fortführen: eine solche Stelle wird ein Orgelpunkt genannt, weil die Orgel, welche dabei im Basse bloß den Ton aushält einigermaßen einen Ruhepunkt hat, da die anderen Stimmen fortfahren. Er kommt entweder auf der Tonika oder auf der Dominante vor und ist als eine Verzögerung des Schlusses anzusehen.

 Da der Bass dabei liegen bleibt, so kann es nicht anders sein als dass die oberen Stimmen den Gesang meistenteils durch Dissonanzen hindurch führen. Um sich eine richtige Vorstellung vom Orgelpunkt zu machen, darf man sich nur vorstellen, dass man von dem Akkord auf der Dominante durch Vorhalte in den Dreiklang der Tonika übergehen wolle. Wenn man nun die verschiedenen Vorhälte nicht unmittelbar in die Töne des Dreiklanges der Tonika auflößt, sondern durch mancherlei Umwege oder durch eine Reihe wolzusammenhängender Akkorde langsam zu der Auflösung übergeht, so entsteht der Orgelpunkt.

 Er erfordert aber eine gute Kenntnis der Harmonie, damit diese Folge von Akkorden, deren keiner eigentlich zum liegenden Basston gehört, dennoch wohl zusammen hängen und nichts widriges hören lassen. Die Hauptsache dabei kommt darauf an, dass die Akkorde, wenn man den liegenden Bass wegnähme, mit einem richtigen und in der Fortschreitung auf den letzten Ton führenden Basse können versehen werden. Dieses wird durch folgendes Beispiel erläutert werden.

In vielstimmigen Sachen verdoppelt man bei dem Orgelpunkt die Töne, die bei dem eigentlichen Basse, der da stehen müsste, wenn der liegende Basston weggenommen würde, zu verdoppeln wären.

 Allgemein bringt man in Fugen bei dem Hauptschluß einen Orgelpunkt so an, dass die verschiedenen Sätze und Gegensätze, die in der Fuge vorgekommen auf einen liegendem Basse so weit es angehet, vereinigt werden. Doch wird er auch bei anderen Kirchensachen, die nicht als Fugen behandelt werden, angebracht.

 


 © textlog.de 2004 • 24.10.2024 16:36:04 •
Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  Z