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Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeit ist die mehr oder weniger absichtliche und anhaltende Hinlenkung des Bewußtseins auf eine zu erwartende Vorstellung, Vorstellungsmasse oder Sinnesempfindung, durch welche diese leicht, klar und deutlich aufgefaßt wird. Voraussetzung für sie ist das Interesse (s. d.), welches uns entweder unwillkürlich anzieht oder unseren Willen zu energischer Betätigung anspornt. Die beim Zustandekommen der Aufmerksamkeit zusammenwirkenden Vorgänge sind folgende: Eine äußere oder innere Reizung erzeugt eine Empfindung, Anschauung, Vorstellung, Erinnerung oder ein Phantasiebild. Dieses übt einen verstärkenden Einfluß sowohl auf die Empfindungstätigkeit als auch auf die Bewegungsmuskeln, in denen Spannungen hervortreten, aus. Die so erhöhte Bewußtseinsstärke ermöglicht die leichtere, schnellere, klarere und bestimmtere Erfassung neuer Reizungen und ihre bessere Verarbeitung. Man kann hierbei von einem sukzessiven Einrücken der Vorstellung in das Blickfeld und in den Blickpunkt des Bewußtseins reden. In der Aufmerksamkeit verbindet sich also wie in jedem Akt der Apperzeption (s. d.) immer Bewußtseins- und Willenstätigkeit. Je nachdem die hierbei erzeugte innere Willenstätigkeit geringer oder größer ist, kann man von unwillkürlicher und willkürlicher oder besser von passiver und aktiver Aufmerksamkeit reden. (Siehe Wundt, Grundz. d. phys. Psych. II, S. 253 ff. Grundriß der Psych. § 15.) Anhaltende Aufmerksamkeit ermüdet bald den Geist, einseitige schädigt ihn. – Die Aufmerksamkeit auf sich selber ist Selbstbeobachtung; Aufmerksamkeit im sittlichen Sinne heißt s. a. Rücksichtnahme auf andere. Vgl. Jean Paul, Levana § 133. Th. Ribot, Psychologie de l’attention. 1889.