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Die Dreisinnigen

Wir behaupten, das Weltbild der Amöbe sei objektiver als das des Menschen, die amobische Orientierung in den Weltvibrationen müsse der Wirklichkeit ähnlicher sein. Könnten wir uns nun einen Organismus vorstellen, der ohne Gesicht und Gehör, mit mangelhaftem Geschmack und Geruch, nur mit einem guten Tastgefühl ausgerüstet in der Welt stünde, trotzdem aber in Menschensprache menschliche Mitteilung machen könnte, so könnten wir uns in diesem Organismus den Enträtseier der Welt denken. So steht es aber um philosophische Konstruktionen. Der mühsam erdachte, widerspruchsvolle Organismus existiert, existiert leider in zu vielen Exemplaren, in den sogenannten Dreisinnigen, von denen Laura Bridgman zuerst und am besten beobachtet worden ist. Anstatt jedoch die Rätsel der Welterkenntnis zu lösen, fügt dieser Organismus nur ein neues Rätsel hinzu. Ich behandle den Fall hier, weil er doch einiges Licht verbreitet über die relativ objektiven Erkenntnisdaten der Sinne und über die völlig subjektiven Arbeitsleistungen der Assoziationen.

Nur ein Wort schicke ich voraus: Meine Konstruktion, die Amöbe mit Menschensprache, unterscheidet sich gründlich von der Konstruktion der Natur, von dem Experimente, das die Natur an den Dreisinnigen angestellt hat. Weil dreisinnige Menschen nicht Amöben sind, weil Gesicht und Gehör zwar ausgeschaltet sind, aber das ererbte Menschengehirn mit seiner Anlage zu menschlichen, vollsinnigen Assoziationen vorhanden ist, also die Anlage und die Tendenz zur Subjektivität. Weil endlich die Sprache der Dreisinnigen nicht von ihnen erfunden, nicht amöbisch, nicht objektiv ist, sondern die mangelhaft beigebrachte Sprache vollsinniger, fünfsinniger Menschen. Das wollen wir nicht vergessen, wenn wir uns jetzt dem Falle der Laura Bridgman zuwenden.