Annibale Caracci



- Werke: Florenz, Paris, St. Petersburg, Wien, Rom


Zu Florenz sieht man im Palazzo Pitti: Christus in der Glorie und eine Ruhe auf der Flucht; in den Uffizien: seine berühmte Bacchantin, ein Bild von meisterlichster Behandlung des Kolorits; ein Genrebild, einen Menschen darstellend, der sich lachend von einem Affen das Ungeziefer ablesen lässt, und sein Porträt; zu Genua, im Pal. Fil. Durazzo: einen h. Petrus und im Pal. Pallavicini: eine Magdalena; in der großherzoglichen Kunsthalle zu Karlsruhe: eine kleine Grablegung Christi und einem lachenden Bauer; zu Lucca im Pal. des Lyceums: Madonna in trono. Unter dem sieben Bildern im Museo del Rey zu Madrid sind die besten: Maria mit dem Kinde; ein in der Wüste schreibender Hieronymus; eine sterbende Magdalena. Zu Modena zeigt man im Palazzo Ducale: Pluto und andere Götter; zu München in der Pinakothek: Susanna im Bade; den Mord der unschuldigen Kinder; Eros und Anteros im Kampfe vor der Venus; ein Ecce homo; eine kleine Pietà und sein eigenes Bildnis; in der Leuchtenberg'schen Galerie: eine Grablegung Christi bei Fackelschein und eine Landschaft mit biblischer Staffage; in den Studj zu Neapel: Venus mit Amoretten; Apollo, die Leier spielend; Herkules am Scheidewege; Madonna della Scodella und eine Pietà; im Palazzo reale: die drei Kardinaltugenden, nach Raphael; zu Palermo in der Gemäldegalerie der Universität: Bacchus und Bacchantinnen; zu Parma in der Akademie: eine Madonna im Sternenkranze, nach Correggio. Unter den 26 Bildern des Louvre zu Paris, in denen Annibale in allen seinen verschiedenen Entwicklungsphasen und Manieren zu erkennen ist, sind besonders hervorzuheben: die Anbetung der Hirten in zwei Exemplaren (gest. von Forster und von Ch. Simmoneau); Maria bedeutet dem kleinen Johannes, den Schlaf des Christuskindes nicht zu stören, ein unter dem Namen „Le Silence" bekanntes Bild (gest. von E. Picart, Poilly, Reindel, Richomme, Hainzelmann); die dem als Maler dargestellten Evangelisten Lukas und der h. Katharina von Alexandrien erscheinende Maria mit dem Kinde — in diesen Bildern erscheint vorzugsweise der Einfluss des Correggio bemerkbar; das Martyrium des h. Stephan (gest. von G. Chateau) mehr in dem Silberton des Paolo Veronese gemalt; die Auferstehung Christi und eine Wiederholung dieses Bildes im Kleinen (gest. v. Giovanni Maria Mitelli), Gemälde, in denen das Studium des Tintoretto nicht zu verkennen ist; Maria betrauert den toten Christus, dessen Wunden der h. Franciscus betrachtet, und Engel mit Tränen benetzen, während Magdalena die ihr Gesicht überströmenden Tränen trocknet (gest. v. Godefroi, von Aquila), eine seiner berühmtesten Kompositionen, tiefer im Gefühl, größer in den Formen, edler in den Charakteren und Linien als meist und sehr fleißig in einer ungemein gesättigten Farbenharmonie ausgeführt, ein Gemälde, welches das sprechendste Zeugnis von dem großen Eindruck abgibt, welchen die Werke Raphaels in Rom auf Annibale gemacht; in den folgenden Bildern tritt endlich seine Eigentümlichkeit selbstständiger hervor: Maria mit dem Kind auf dem Schosse, dem der h. Joseph Kirschen reicht (gest. v. J. Boulanger); Magdalena; die Geburt Maria (gest. von Audenaerde); der an einen Baum gefesselte h. Sebastian von Pfeilen durchbohrt (gest. v. G. Audran). Von kleineren Bildern, in denen Landschaft und historische Staffage ungefähr von gleicher Wichtigkeit sind, verdienen genannt zu werden: die Steinigung des h. Stephan (gest. v. E. Baudet), eine Komposition im Raphaelschen Geschmack, mit einer poetischen Landschaft und sehr gediegener Ausführung; die Predigt Johannis in der Wüste; ein Einsiedler, dem h. Antonius geweihte Gaben aufstellend (gest. v. Fortier); das Opfer Abrahams; die h. Familie in Ägypten mit einer reichen poetischen Landschaft; Diana entdeckt die Schwangerschaft der Callisto (die Landschaft von P. Bril, der überhaupt in diesem Fach großen Einfluss auf Annibale geübt); ferner eine Landschaft mit einem musizierenden jungen Manne und drei singenden Frauen in einer Barke (gest. v. Dupare); eine Landschaft mit Fischern (gest. v. Ch. Simmoneau); eine Landschaft mit Jägern, eine andere mit vielen kleinen Figuren; endlich ein sehr energisch aufgefasstes und meisterhaft behandeltes Porträt. Die Eremitage zu St. Petersburg verwahrt unter anderen schönen Bildern des Meisters: Christus und die Samariterin; Johannes, den Täufer; eine h. Familie. Zu Rom sieht man, in Santa Maria del Popolo: eine Himmelfahrt; im Kapitol: Fresken aus dem Leben des Scipio Afrikanus; in dem Palazzo Borghese: den h. Franziskus mit Engeln; im Palazzo Doria Pamfili: eine Pietà und Landschaften mit biblischer Staffage zu Spoleto, im Dom: eine Madonna; in der Galerie des Belvedere zu Wien: den toten Heiland im Schosse seiner ohnmächtigen Mutter; Adonis, von der Jagd zurückkehrend, überrascht die Venus in einem Gebüsch; den h. Franziskus in Verzückung in den Armen eines Engels; Christus mit der Samariterin am Brunnen; die Grablegung Christi und den Propheten Jesaias, eine Kopie nach dem Raphaelschen Freskobild.  

Annibale hat auch radiert und in Kupfer gestochen. Man kennt von ihm 18 Blätter, die so verschiedenartig behandelt sind, dass man sie kaum einem und demselben Künstler zuzuschreiben wagen würde. Dieser Umstand scheint indessen nur für die Originalität ihres Urhebers, der sich durchaus nicht an eine bestimmte Manier anschließen wollte, zu sprechen, auch mag die Ungleichheit davon herrühren, dass sie in verschiedenen Zeiten gefertigt wurden. Die von 1581—1582 gestochenen Blätter, um welche Zeit Annibale 21 und 23 Jahre zählte, sind mit sorgfältigem Stichel ausgeführt, und nähern sich denen seines Bruders, mit denen sie deshalb auch lange Zeit verwechselt wurden. Später, von 1592 an, bediente er sich der Radiernadel und wandte den Stichel nur zur Vollendung der Platten an. Bald sind daher seine Blätter mit breiter Nadel radiert und fast ganz geätzt, bald mit feiner, delikater Nadel ausgeführt und mit der trockenen Nadel und dem Stichel vollendet. Das beste seiner Blätter ist: der tote Heiland auf dem Schosse der Maria oder der sogenannte Christus von Caprarola (1597), ausgezeichnet durch den bewundernswerten Ausdruck, die Feinheit der Zeichnung und die malerische Behandlung des Stichs. Weitere treffliche Blätter von ihm sind: Jupiter, als Satyr, bei der schlafenden Antiope (1592); eine h. Familie (1590); die Madonna mit der Schale (la Madonna della scodella) (1606); Susanna mit den beiden Alten (sehr selten); Maria mit dem Kinde wird Ton einem Engel verehrt; Jesus mit der Dornenkrone (1606); eine h. Familie, Johannes weint, weil ihm der kleine Heiland einen Vogel weggenommen hat oder Maria mit der Schwalbe (la Vierge à l'hirondelle) (1587). Er bezeichnete seine Blätter mit A. C., oder seinem latinisierten Namen.  

 

Literatur. Siehe den Schluss des letzten Artikels über die Caracci.

Share
 © textlog.de 2004 • 29.03.2024 17:00:54 •
Seite zuletzt aktualisiert: 24.02.2005 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z