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Giftige Schwämme und Pilze

Schwämme und Pilze, giftige (Fungi veneniferi). Die vorzüglichsten giftigen Schwämme und Pilze sind:

1) Der Fliegenpilz (Agaricus muscarius L.). Sein Hut ist lebhaft rot, orange, selbst gelb, mit vielen weißen Warzen bedeckt; in der Jugend ist er eirund, im Alter fast wagerecht ausgebreitet, glänzend, klebrig, am Rande gestreift. Er riecht widerlich, schmeckt scharf, wird gegen fünf Zoll hoch, hat einen weißen, schlaffen, umgekehrten Ring und überhaupt ein schönes Ansehen. Er wächst viel in Deutschland, in den Wäldern der alten und neuen Welt. Eine gute Abbildung dieses, wie aller übrigen giftigen Pilze finden wir in der Schrift Wincklers über Deutschlands Giftpflanzen 1837.

2) Der giftige Knollenblätterschwamm (Agaricus phalloides Fries.). Der Hut ist grün oder gelblich weiß, glatt, konvex, häufig glänzend, und am Rande mit unregelmäßig weißen Lappen versehen. Das Fleisch ist weich, weiß, fleckig, der dünne glatte Stiel ist zwei bis drei Zoll hoch, an der Basis knollig, wie eine Faust, drei- bis viermal so dick im Durchmesser, wie oben.

3) Der rötliche Blätterschwamm (Agaricus rubescens P.). Er ist abgebildet bei Winckler Tab. 89 und ist dem vorhergehenden ziemlich ähnlich; doch ist der Hut mehr rund, die Warzen sind kleiner, das zuerst weiße Fleisch wird bald rot.

4) Der Medusenkopf oder Ringelblätterschwamm (Agaricus polymices). (Abbild. bei Winckler Tab. 92 u. 93.) Der Hut ist bräunlichgelb oder rotbraun, konvex, etwas verdickt, mit feinhaarigen schwärzlichen Schuppen bedeckt, zwei bis drei Zoll breit. Die Blättchen stehen entfernt, sind weiß, gelblich, etwas herablaufend. Der Stiel, von der Farbe des Hutes, ist zylindrisch, fleischig, drei Zoll hoch. Der Ring ist blass, dick, wollig, sitzend. Er kommt in Wäldern sowohl auf der Erde, als auf Baumstämmen vor.

5) Der giftige Hirschling, Giftreizker (Agaricus torminosus Schüffer). Winckler hat ihn Tab. 91 abgebildet. Der Hut ist erst konvex, später platt, im Mittelpunkte konkav. Die nach innen gerollten, stark behaarten, franzigen Ränder werden oft auf einer Seite größer, als auf der anderen. Die Farbe ist gelbbräunlich, lohefarben, gegen den Rand zu blässer. Die Oberhaut des Hutes ist mit dunklen Haaren besetzt, die ihm ein samtartiges Ansehen geben und im Alter verschwinden. Der Stiel ist rund, derb und dick, drei Zoll hoch und darüber. In den Wäldern steht der Giftreizker oft neben dem essbaren Reizker.

6) Der scharfe Pfifferling (Agaricus lactifluus acris Bull.). Der Anfangs konvexe und unregelmäßige, später ebene, endlich konkave Hut ist fleischig, drei bis vier Zoll breit, mit einem behaarten, umgerollten, wellenförmigen Rande versehen. Der Stiel ist derb, rund, nackt, fleischig, einen Zoll lang und eben so dick; die Lamellen werden im Alter rötlich oder bräunlich, sind zahlreich, zuweilen zweiteilig, und am Stiel herablaufend, doch nur bei völlig entwickelten Exemplaren. Die übrigen Teile des Pilzes sind weiß.

7) Der zusammenziehende Blätterschwamm (Agaricus stypticus). Abbildungen davon findet man bei Winckler Tab. 92. Es ist ein halbrunder Schwamm mit etwas verlängerten abgerundeten Enden, zuweilen einem menschlichen Ohre nicht unähnlich; einen Zoll im Durchmesser. Die Lamellen sind dünn, stehen gedrängt und lassen sich vom Fleisch ablösen; der Stiel ist derb, einen Zoll hoch. Die Farbe des Pilzes ist zimmtartig, der Geschmack scharf und ekelhaft.

8) Der Täubling (Russula, Agaricus integer Bolton.). Der Hut ist verschieden; weiß, grün, blau, rot, oft bunt gefärbt, zuerst kugelförmig, dann gewölbt, nach und nach flacher, endlich bei fortgeschrittenem Wachstum am Rande glatt oder gestreift, und in der Mitte eingedrückt, selten trichterförmig, fleischig oder häutig; zwei bis drei Zoll breit. Die Lamellen sind weiß oder gelblich; der Stiel ist weiß oder rot, lang, auch kurz, gerade oder gebogen, oft hohl, zerbrechlich. Einige Varietäten davon, als: A. nitidus, fragilis, alutaceus, ruber etc., welche in der Umgegend von Berlin unter anderen zu finden, sind zwar essbar; da sie aber von der giftigen Art schwer zu unterscheiden sind, so wäre es besser, sie ganz aus der Zahl der essbaren Pilze zu streichen.

9) Der Löcherschwamm (Boletus luridus). (Abbildung bei Winckler 93.) Der Hut ist dunkel-purpurrot, voll, rund, später gerollt und endlich flach, etwas klebrig, das Fleisch gelb, ins Blaue übergehend; der Stiel olivenfarben, rötlich, später verdickt, fast zwiebelartig.

10) Der zerstörende Holzschwamm (Meruleus lacrymans, M. destruens Persoon.). Er ist gelblich oder rötlich, bildet unregelmäßige, weit fortkriechende Netze und Lappen und schwitzt aus seinem angeschwollenen weißen Rande Safttropfen aus (daher das Beiwort lacrymans). Sein widerlicher Geruch macht Kopfweh. Er zeigt sich meist am Grundholze feuchter, dumpfer Wohn- und Schlafzimmer, so wie überhaupt an feuchtem, altem Bau- und Brennholz. Seine Ausdünstung vergiftet in solchen Zimmern ganz schleichend die Luft; so dass ganze Familien darin erkranken, an Schwindel, Betäubung, Stupor, Schwäche, Trübung der Sinnesorgane, entzündlicher Anschwellung des Schlundes, an Schwämmchen der Mund- und Schlundhöhle leiden (s. Buchner’s Toxicologie, 2. Aufl. S. 366).

Die Wirkungen und Vergiftungssymptome dieser Pilze und Schwämme stellen sich in der Regel erst fünf bis sieben Stunden nach dem Genuss derselben ein. Sie sind im Allgemeinen denen der scharfnarkotischen Pflanzengifte ähnlich: Ekel, Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen, Diarrhöe, Blutabgang, großer Durst, Schwindel, Betäubung, große Angst, Mattigkeit, Konvulsionen, Sopor, Stupor, Ohnmachten, kalte Schweiße — Tod! Hilfsmittel: Zuerst recht viel kaltes Wasser, so viel der Kranke nur zu schlucken vermag; unterdessen lasse man, wenn der Mensch nicht von selbst öfterer sich erbrochen hat, ein starkes Vomitiv kommen, bestehend aus 10—15 Gran Zinkvitriol in sechs Unzen Wasser, wovon alle drei bis fünf Minuten ein Esslöffel voll, bis zur Wirkung, gereicht wird. Hinterher schwarzer Kaffee mit Zitronensaft, Essig und Wasser, Sturzbäder von kaltem Wasser auf den Kopf, über den ganzen Körper, Klistiere von Essig und Wasser, von Glaubersalz, Öl und Kamillentee. (S. Anhang I. A.)