Zum Hauptinhalt springen

Fraktur schreiben

Fraktur schreiben bezeichnet Gombert ZfdW. 7, 139 f. als ein in der vollmundigen Sprache unserer Sozialdemokraten beliebtes Drohwort, das für den erstrebten „großen Kladderadatsch“ der jetzigen Gesellschaftsordnung rücksichtslose Gewalttat ankündigt, und führt die Verbreitung dieser Wendung auf den Mainzer Advokaten und Abgeordneten Zitz zurück, der nach zwei in den Grenzboten (vom 24. Sept. 1903 und 14. Juli 1904) gegebenen Zeugnissen jener Versammlung auf der Pfingstweide bei Frankfurt vom 17. Sept. 1848 in fulminanter Rede zugerufen habe: „Man muss Fraktur schreiben, gehört wird man nicht mehr!“

Gombert bemerkt nicht nur, dass der Frankfurter Pöbel bereits am folgenden Tage durch die Ermordung des Fürsten Lichnowsky und des Generals von Auerswald sein Verständnis für diese Schriftgattung bewiesen habe, sondern zeigt auch an Beispielen aus Jean Paul (1796) und Menzels Literaturblatt zum Morgenblatt 1830, 19, dass die Frakturbuchstaben schon seit geraumer Zeit als wirksame Metapher für Grobes und Gewaltsames dienten, wenn auch natürlich ohne diese bestimmte politische Färbung.