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586. Fordern¹⁾. Heischen²⁾. Verlangen³⁾.

1) To demand (exact).
2) To desire (demand).
3) To ask for.
1) Exiger.
2) Désirer (demander).
3) Demander (vouloir).
1) Richiedere, esigere.
2) Domandare (pretendere).
3) Bramare (chiedere).

Verlangen (eig. zu lang dünken, dann: sehnlich begehren) heißt bloß, etwas stark begehren, was man noch nicht hat, Der müde Wanderer verlangt nach Ruhe und Erquickung, der Durstige verlangt nach einem Trunke oder verlangt einen Trunk usw. Wenn man aber etwas fordert oder heischt, so verlangt man es in der Erwartung, daß man es erhalten müsse. Fordern und heischen sind also stärker als verlangen, wie dieses wieder stärker ist als begehren, bitten u. ähnl. Bei fordern (ahd. fordarôn, mhd. vordern, von vorder, und dieses wieder von vor abgeleitet, eig. vorwärtstreiben, nötigen; die aus fordern verderbte Form fordern war im vorigen Jahrhundert die üblichere, ist aber gegenwärtig mit Recht durch die alte ursprüngliche Form fordern fast ganz verdrängt) gründet sich die Gewißheit, daß man das Verlangte erhalten werde, besonders auf die Verbindlichkeit desjenigen, der etwas tun oder leiden muß. Diese Verbindlichkeit kann so weit gehen, daß der Verpflichtete gezwungen wird, das Geforderte zu leisten, wenn er sich nicht freiwillig dazu verstehen will. Ich fordere eine Schuld, ich fordere das Geld zurück, das ich jemand geliehen habe. „Jesus sprach zu den Zöllnern: Fordert nicht mehr, denn gesetzt ist.“ Luk. 3, 13. Heischen (Nebenform zu eischen, die durch vorgetretenes h entstanden ist, ahd. eiscôn, fragen, vgl. Art. 495) ist noch nachdrücklicher als fordern; die Gewißheit des Heischenden, daß sein Verlangen erfüllt werde, gründet sich nicht nur auf eine Verbindlichkeit, sondern auch auf andere Gründe zwingender Natur, z. B.: „Die rauhe und sturmbewegte Zeit | heischt (d. i. fordert mit Notwendigkeit) einen kraftbegabtern Steuermann.“ Schiller, Jungfr. v. Orl. I, 5. „Auch der Mutter | — kommt’s nun zur Trennung — wird es Tränen kosten, | und ohne dein Erinnern — doch die Ordnung | und deiner Tochter Jahre heischen sie.“ Ders., Iphig. III, 4. Heischen ist vorwiegend in dichterischer Sprache gebräuchlich, fordern der übliche Ausdruck in gewählter, wie in schlichter Prosa. — Zuweilen wird heischen auch von einem trotzigen oder nachdrücklichen Bitten gebraucht, z. B. der Bettler heischt eine Gabe.