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110. Anschauen¹⁾. Schauen²⁾. Beschauen³⁾. Ansehen⁴⁾. Sehen⁵⁾. Besehen⁶⁾.

1) To contemplate, regard.
2) Behold.
3) Contemplate, inspect, view.
4) Regard, look at.
5) See.
6) Inspect, examine.
1) Contempler (regarder).
2) Regarder (contempler).
3) Examiner (contempler).
4) Considerer (regarder).
5) Voir (apercevoir).
6) Examiner.
1) Contemplare (riguardare).
2) Guardare (mirare).
3) Riguardare (contemplare).
4) Rimirare (considerare).
5) Vedere (mirare).
6) Esaminare.

Das Sehen, Ansehen, Besehen ist ein Wahrnehmen durch die äußeren Gesichtswerkzeuge, die Augen; schauen drückt dasselbe aus, doch weist es mehr auf die innere geistige Tätigkeit hin, das Sehen ist mehr ein zufälliges Wahrnehmen, das Schauen ein absichtliches. (Landschaftlich findet sich dieser Unterschied ganz scharf ausgeprägt, wo das Sehen mitunter geradezu als Erfolg des Schauens gilt. Schmeller [Bayr. Wörterb. III, 302] führt z. B. an: „Ich schaue alleweil und sehe doch nichts,“ d. h. ich strenge den Gesichtssinn an, ohne doch das wahrzunehmen, was ich wahrnehmen will. Schauen ist also hier ein Wahrnehmenwollen, sehen das Wahrnehmen selbst.) Schauen wird daher oft geradezu in dem Sinne von unmittelbar vorstellen, unmittelbar erkennen gebraucht; man nennt eine unmittelbare Vorstellung von einer Sache eine solche, die uns nicht durch Worte oder andere Zeichen mitgeteilt wird. In diesem Sinne wird das Schauen dem Glauben entgegengesetzt, das eigene Anschauen derjenigen Erkenntnis, die wir durch Belehrung und Nachricht von andern erhalten, und die Beschaulichkeit ist ein Zustand, in dem wir ohne Worte denken oder wenigstens zu denken vermeinen. Daher ist endlich Anschauung, anschauende Erkenntnis (Intuition), welche die Philosophen und besonders auch Goethe für die höchste und reinste Form des Erkennens halten, eine Erkenntnis ohne Worte und andere Zeichen. „Gewöhnliches Anschauen, richtige Ansicht der irdischen Dinge, ist ein Erbteil des allgemeinen Menschenverstandes. Reines Anschauen des Äußern und Innern ist sehr selten.“ Goethe, Spr. i. Pr. 55. Oft wird jedoch schauen nur als ein edlerer Ausdruck für sehen gebraucht, namentlich von Dichtern. „Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen.“ Matth. 6, 28. „Schaust mich so freundlich an.“ Th. Körner, Schwertlied. — Wir sehen alle Gegenstände, die uns in die Augen fallen. Da aber deren mehrere innerhalb unseres Gesichtskreises liegen, so sehen wir den unter ihnen an, auf den wir unsere Augen gerade richten. Wir besehen (eig. umbesehen, d. i. um und um sehen), was wir durch das Gesicht prüfen und daher von allen Seiten in Augenschein nehmen. Wir sehen alles mehr oder weniger, was in einem Antikensaale ist; wir sehen aber die Statue an, auf die wir unsere Augen allein richten, und wir besehen sie, wenn wir um sie herumgehen, um sie von allen Seiten zu betrachten. Ebenso sind auch Schauen, Anschauen, Beschauen verschieden; doch ist schauen nebst seinen Zusammensetzungen immer feierlicher als sehen und seine Komposita; zuweilen wird auch durch schauen ein längeres Verweilen bei dem angeschauten Gegenstande ausgedrückt, als durch sehen. Auf Geistiges übertragen hebt sehen nicht die Unmittelbarkeit des Erkennens hervor, wie schauen, sondern mehr die Klarheit und Bestimmtheit, z. B. ich sehe das kommen usw., namentlich etwas einsehen.