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Osthoff

Ich finde die Lehren der Junggrammatiker nirgends so klar zusammengestellt, wie in dem Aufsatze Osthoffs über "Das physiologische und psychologische Moment in der sprachlichen Formenbildung". Osthoff stellt an die Spitze seiner Darlegung folgende zwei Grundsätze: erstens, der historische Lautwandel des formalen Sprachstoffes vollziehe sich innerhalb derselben zeitlichen und örtlichen Begrenztheit nach ausnahmslos wirkenden Gesetzen; zweitens, alle Unregelmäßigkeiten der Lautentwicklung seien nur scheinbar solche; sie beruhen nämlich darauf, dass die Gesetze des Lautwandels zahlreiche Durchkreuzungen und Aufhebungen erfahren von dem psychologischen Triebe, dass Sprachformen mit ihnen naheliegenden anderen Sprachformen in unbewußte Verbindung gebracht und von diesen letzteren lautlich umgestaltet werden.