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Lebertran

Lebertran, Stockfischleber- oder Kabeljautran, Oleum Jecoris Aselli, Oleum Morrhuae. Auch dieses Mittel war dem Volk lange bekannt, bevor es die Ärzte der Beachtung wert hielten, bis Dr. Schenk im J. 1822 im Hufeland’schen Journale (Dezember) darauf aufmerksam machte. Man lobt diesen Tran gegen eingewurzelte Gicht mit Gelenksteifheit, Lähmung, gegen Skrofeln und englische Krankheit, wobei schon die Knochen leiden, Knochenfraß, Winddorn u. s. w. zugegen ist, — gegen wahre, d. h. tuberkulöse Schwindsucht, bevor die Tuberkelerweichung begonnen, — gegen alte Flechten (hier auch äußerlich), — gegen Askariden (hier rein in Klistieren). Die Dosis für Erwachsene ist: dreimal täglich einen halben, einen bis drei Esslöffel voll, für Kinder einen bis drei Teelöffel voll. Man nimmt ihn rein, ohne allen Zusatz und isst etwas Semmelkrumen und gestoßenen Zucker nach, um das Fettige aus dem Mund zu entfernen. Einige ziehen es vor, schwarzen Kaffee nachzutrinken, oder Rotwein, auch Pfefferminzkügelchen nachzuessen. Nüchtern darf der Tran nicht genommen werden, sonst erfolgt leicht Übelkeit, selbst Erbrechen. Der berühmte selige Geheimrat Rust gab nur einmal täglich das Mittel, und zwar vier bis sechs Unzen, Vormittags auf einmal. Der Kranke nimmt den Lebertran bei verschlossenen Augen und mit zugehaltener Nase, spült dann mit in Bereitschaft gehaltenem Wasser den Mund aus und trinkt sogleich eine halbe bis eine Tasse schwarzen Kaffee nach. Gleich nach dem Einnehmen des Trans wird das ihn enthaltende Gefäß aus dem Zimmer entfernt. Auf diese Weise nimmt der Patient das Mittel Wochen lang, ohne dass er es weiß, schmeckt oder riecht, was er nimmt. Die Kur muss bei eingewurzelten Übeln sechs bis zehn Wochen lang fortgesetzt und dabei eine strenge Diät beobachtet werden. Zu vermeiden sind alle saueren, fetten, blähenden, stark gesalzenen Speisen, geräuchertes und gepökeltes Fleisch, und alle geistigen Getränke. Es gibt auf den Apotheken zwei Sorten Lebertran, doch ist nur die braune Sorte (Oleum Moirhuae fuscum s. empyreumaticum) als die wirksamste zu wählen. Auch in England, so wie in Westfalen und Niedersachsen kennt man das Mittel (englisch: cot liver oil) schon lange unter dem Volk gegen Gicht und Rheumatismus ohne Fieber. Nach Osiander (l. c. p. 140) sind die besten Fälle seiner Anwendung diejenigen, wo Abmagerung stattfindet. Abgemagerte Gichtkranke und solche, an der Darrsucht leidende Kinder werden nach längerem Gebrauch des Trans oft wohlbeleibt. C. A. Osius (Heidelberger med. Annalen 1840. Bd. 6. Heft 4. S. 559) lobt den Lebertran zufolge eigener Erfahrungen nicht allein gegen Gicht, Skrofeln, Rachitis, Karies, Nekrose, Spondylothrocace scrophulosa, sondern auch gegen gichtische und rheumatische Lähmungen der Unterschenkel, auch gegen Diathesis furuneulosa, purulenta, gegen Tripperseuche, und gegen mehrere Neurosen: nervöses Herzklopfen, Eklampsie, Chorea universalis und Epilepsia evolutionis, Kardialgie und Obstructio alvi habitualis, Flatulenz und Dyspepsie. Er gibt ihn Erwachsenen Esslöffelweise, drei- bis viermal täglich, und zwar, wie Rust, bei zugehaltener Nase — weil sein Geruch widerlicher, als der Geschmack ist; — hinterher lässt er schwarzen Kaffee mit Zucker trinken.