Gentile Bellini

Bellini, Gentile, geb. 1421, gest. 1501, ein Sohn des Giacommo Bellini, ging zu seinem Vater Giacomo in die Lehre, führte mit diesem und seinem Bruder Giovanni gemeinschaftlich verschiedene Bilder aus und erwarb sich, nachdem sich jener, den er in seinen Arbeiten längst übertroffen hatte, von den Geschäften gänzlich zurückgezogen, durch seine Malereien, namentlich durch die acht Bilder aus der Geschichte des Wunders Tom Kreuze Christi, als Fortsetzung der von Giacomo Bellini für die Scuola di S. Giovanni gemalten Darstellungen, einen solchen Ruf, dass er mit der Ausführung einer Reihenfolge von großen historischen Darstellungen aus der Geschichte Venedigs im Saal des großen Rats beauftragt wurde. Er malte auch dort sechs Bilder (sämtlich. bei dem Brande von 1577 zu Grunde gegangen), an denen die reiche Erfindung, die schöne Anordnung, der charakteristische Ausdruck und die große Naturwahrheit gerühmt wurden, und begab sich 1479, auf die ehrenvolle Empfehlung der Signoria, welche der Sultan Mohammed II. um einen geschickten Bildnismaler angegangen, nach Konstantinopel. Hier führte er mehrere Bilder für den Sultan, unter anderem auch dessen Porträt aus und kehrte reich beschenkt wieder in seine Heimath zurück, woselbst er ein großes Medaillon in gegossener Bronze mit dem Bildnis Mohammeds und drei Kronen auf der Rückseite fertigte, im Übrigen aber wenig mehr gearbeitet haben soll, und in seinem 80. Jahre starb.

Gentile erreichte zwar in seinen Bildern nicht denselben hohen Grad von Vollkommenheit, wie sein Bruder, allein er wusste durch liebevollen Fleiß das ihm verliehene Talent so zu verwenden, dass er immerhin eine sehr ehrenvolle Stelle unter seinen künstlerischen Zeitgenossen einnahm. Seine Gestalten sind hin und wieder noch in der altertümlichen Richtung befangen, doch bereits von lebendiger Naturwahrheit durchdrungen, und wenn er auch in seinen Köpfen in der Tiefe der Charakteristik ziemlich hinter seinem Bruder zurückblieb, so übertraf er ihn dagegen in der Weichheit der Behandlung und an Feinheit des Formensinns, namentlich aber war er im Porträt ausgezeichnet. Zu seinen vorzüglichsten, noch erhaltenen Werken zählt man: die beiden großen figurenreichen Bilder (vom Jahr 1466) in der Akademie zu Venedig (aus dem oben erwähnten Zyklus von Darstellungen des Mirakels mit der Reliquie des heil. Kreuzes). Ein nicht minder großes Bild von ihm, für die Brüderschaft des heil. Markus zu Venedig gemalt, die Predigt des heil. Markus zu Alexandria darstellend, mit fast lauter orientalischen Trachten, befindet sich in der Brera zu Mailand. Im Louvre zu Paris sieht man von ihm, auf einem und demselben Bilde, sein Porträt und das seines Bruders Giovanni im perückenartig angeordnetem Haar. Eine Wiederholung davon, aber von geringerem Werte, nebst einem Temperabild des Meisters, Maria mit dem Kinde und den Donatoren, besitzt das Museum zu Berlin. Ein anderes männliches Porträt (mit der Jahrszahl 1492) befindet sich im Besitz des Herrn Dr. dell' Aqua in Mailand. Ein Bildnis Mohammeds II. von Gentile wurde 1825 nach England verkauft, woselbst man auch im britischen Museum zu London eine vortreffliche Federzeichnung auf weißem Papier Von ihm sieht, auf welcher derselbe Sultan und die Sultanin Mutter, sitzend in ganzen Figuren, dargestellt sind.  

Seinen Aufenthalt in Konstantinopel benutzte Gentile, um eine Zeichnung der berühmten Säule des Theodosius zu machen, die 1702 von Menestrier und später von Banduri im „Imperium Orientale" im Stich herausgegeben wurde.  


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