Medusa, Medousa

MEDUSA, æ, Gr. Medoysa, ês, eine von den drei Gorgonen oder Töchtern des Gorgons und der Ceto. Hygin. Præf. p. 9. Sie war unter ihren Schwestern allein sterblich, Apollod. l. II. c. 4. §. 2. und dabei von einer solchen Schönheit, dass Neptun selbst sich in sie verliebte und da er seine Händel in dem Tempel der Minerva mit ihr hatte, so verdroß solches diese Göttin dermaßen, dass sie der Medusa schöne Haare in häßliche Schlangen verwandelte und dabei machte, dass, wer sie ansah, sogleich in einen Stein verwandelt wurde. Indem sie aber auf diese Art sehr viele Menschen umbrachte, so schickte endlich Minerva den Perseus ab, welcher sie tötete, ihr den Kopf abhieb und ihn der Minerva überbrachte, die ihn denn auf ihren Schild heftete und auch damit verschiedene ihrer Feinde in Steine verwandelte. Ovid. Met. IV. v. 792. cf. Nat. Com. l. VII. c. 11. Sie hatte aber an den Seufzern der Medusa und an den verschiedenen Tönen des Gezisches der Schlangen ein so großes Vergnügen gefunden, dass sie eine Pfeife erfand, welche denselben nachahmte und die verschiedenen Arten der Töne, die man aus derselben hervorbrachte, vieler Köpfe Melodie nannte. Pind. Pyth. XII. 41. Indessen wollen auch einige, sie habe sich der Minerva Zorn nur damit zugezogen, dass sie sich insbesondere mit ihren schönen Haaren vor derselben erhoben. Is. Tzetz. ap. eumd. l. c. Wie aber Perseus mit ihrem Kopf, ehe er ihn der Minerva überbrachte, insbesondere den Atlas, Ovid. ib. v. 654. den Wallfisch, der die Andromeda verschlingen sollte, Lucian. Dial. Deor. 22. den Phineus und andere von dessen Anhang, Ovid. Met. l. V. v. 177. und endlich den Polydektes Hygin. Fab. 64. & Ovid. l. c. v. 242. mit allen Seriphiern in Steine verwandelte: Apollod. l. c. §. 3. also verkehrte die Minerva insbesondere in dem Gefecht der Riesen mit den Göttern durch eben denselben auch den Pallas, Echion und halben Palleneus in dergleichen. Caudian. Gigantomach. v. 51. Sonst entsprangen aus dem Blut, das aus ihrem Hals floß, der Pegasus und Chrysaor. Apollod. l. c. Er muß aber sehr geblutet haben. Denn da Perseus damit über Libyen ging, so entstanden daraus die vielen Schlangen dort. Ovid. Metam. IV. 616. Es verursachte dieser auch, als er ihn nachher auf das weiche Seegras legte, damit er der Erde nichts schaden möchte, dass solches zu Korallenstauden wurde. Id. ib. v. 740. Der Kopf selbst soll endlich zu Argos auf dem Markt begraben worden sein. Etwas von ihren Haaren wurde in einem Tempel zu Tegea verwahrt. Minerva sollte solches dem Kepheus, des Oleus Sohn, zum Pfand gegeben haben, dass die Stadt niemals eingenommen werden sollte. Pausan. Arcad. c. 47. p. 531. Man hält sie für eine Königinn über das Volk, welches um den tritonischen See wohnte, die auf die Jagd auszog und auch die Ihrigen im Kriege anführte. Als sie sich aber dem Perseus widersetzt, der mit einer auserlesenen Mannschaft gegen sie kam, so wurde sie des Nachts auf eine listige Weise umgebracht. Perseus bewunderte ihre Schönheit noch nach ihrem Tode, hieb ihr den Kopf ab und nahm solchen den Griechen zur Schau mit. Pausan. Cor. c. 21. p. 123. Cf. Diod. Sic. III. c. 55. p. 129. Ein anderer vermutet, sie sei eine von denen wilden Weibern gewesen, die es in Afrika gegeben hat, von denen sie sich bis an den tritonischen See verirrt und nachdem sie dort viel Schaden getan, endlich von dem Perseus erlegt worden. Dass ihm Minerva geholfen, scheint nur daher zu kommen, weil ihr die Leute um den tritonischen See gewidmet sind. Proclus ap. Pausan. l. c. Allein, noch andere wollen, dass sie die älteste Tochter des Königs Phorcis gewesen und sich einen großen Schatz durch ihren Ackerbau gesammlet, daher sie auch Gorgon, quasi Georgon genannt worden ist. Sie soll einen Kopf voll Schlangen gehabt haben, weil sie sehr klug und listig gewesen, die aber Perseus erlegt und ihren Schatz, welcher ihr Kopf gewesen, entführt, vermittelst dessen er danach viele und sonderbare Taten getan. Fulgent. Mythol. l. I. c. 26. Einige wollen sie lieber zu einer Buhlerin machen, die mit ihrer Schönheit die Menschen, wenn sie dieselbe gesehen, ganz erstarrt und gleichsam zu Steinen gemacht, endlich aber mit dem Perseus das Ihrige durchgebracht habe und gleichsam zu einer armen Vettel geworden sei. Heraclit. de Incred. c. 1. Siehe Gorgones. Ihr Kopf kommt vielfältig auf alten Denkmälern vor: er ist aber nicht allezeit so scheuslich, als man sich ihn wohl einbildet, sondern zuweilen überaus schön, so dass man fast kein schöner Gesicht haben würde, wenn man die Schlangen wegnähme. Es sind auch nicht alle Haare dergleichen, sondern sie nur mit solchen sparsam durchflochten. Vielmal oder meistenteils hat sie Flügel auf dem Kopf. Maffei gem. ant. fig. T. IV. t. 27. 28. Oft findet man dabei fast gar keine Schlange, oder solche doch sehr versteckt. Beger. Thes. Brand. T. III. p. 315. & 316. Mus. Flor. T. I. t. 32. n. 4.–10. t. 33. n. 1.–9. Man will auch, dass er zuweilen die Zunge herausstecke. Borrioni Collect. antiq. p. 36. t. 50. Eine Bildsäule stellt sie auf einem Felsen sitzend vor, wie sie sich betrübt, dass nicht allein ihr Haar in Schlangen verwandelt wird, sondern sie auch allenthalben davon umgeben ist, wie sich denn dergleichen um einen jeden Arm windet. Sie hat die Beine übereinander geschlagen, das Haupt gesenkt und auf die rechte Hand gestützt, womit sie zugleich eine Schlange fasst. Ihre Bildung ist so schön und voller Ausdruck, dass sie bei dem Anschauer Mitleiden erreget. Montfauc. Ant. expl. T. I. P. I. p. 85. Überhaupt haben die alten Künstler sie gewöhnlich als ein schönes Frauenzimmer vorgestellt, die einen wohlgeordneten Kopfputz, schläfrige, oder sterbende, oder geschlossene Augen und eine edle und hohe Mine hat, welche einen Schmerz und eine Betrübnis ausdrückt, wovon die Seele gerührt zu sein scheint. Lipperts Dactyl. II Taus. 26 N.


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