Gotha 1919
[Leopold Pollack Freiherr v. Parnegg.] Dem Großindustriellen Leopold Pollack Edlen v. Parnegg in Wien wurde der österreichische Freiherrnstand verliehen. Freiherr v. Pollack nimmt in der österreichischen Textilindustrie eine hervorragende Stellung ein. Er war der erste, der in Österreich die Großerzeugung feiner Fabrikate, der Baumwollwarenbuntweberei, aufnahm, wodurch auf diesem Gebiete die ausländische insbesondere die englische Konkurrenz in Österreich aus dem Felde geschlagen und ein lebhafter Export erzielt wurde.
Also eigentlich für Schlachtenruhm. Aber irgendwie müssen diese Verdienste damit zusammenhängen, dass man es jetzt mit der Konkurrenz der englischen Armeen zu tun hat. Sicher ist nur, dass dafür in der Wertung großer Männer die englische Konkurrenz es mit uns nicht aufnehmen kann; denn keineswegs würden sie dort etwa den Pollackwitz machen, einen Besieger der Brünner War' fortan als Lord anzusprechen. Dieses Händler- und Söldnervolk unterscheidet sich von dem Volk der Helden und Idealisten merkwürdigerweise dadurch, dass es bei moralischen Werten, wie Adel und Einfluß, keinen Tarif kennt. Es wäre also ausgeschlossen, dass zum Beispiel, wenn ein Mister Pollack den Wunsch hätte, Sir zu werden und nicht zufrieden damit, gar Lord, ein Mister Hummer oder sonst ein Gemeiner, der Einfluß abzugeben hat, weil er irgendwelche mandatferne Zwecke verfolgt, zu Lloyd George liefe und für 10.000 Pfund — was etwa der Summe von einer Million Kronen entspräche — das Geschäft gemacht wäre. Gott strafe England, aber in diesen Belangen nationaler Ehre verstehen sie, wie die Lady Pollack sagen würde, die Hors d'oeuvres zu wahren.
Oktober, 1918.