Mit einem vollen Tropfen Druckerschwärze gesalbt
Die Bedeutung der Presse im Weltkriege. Schwer und langsam hat sich in der deutschen Diplomatie die Erkenntnis, welche ungeheure Macht die Presse ist, durchgerungen und jetzt kann man endlich Diplomaten davon reden hören, dass sie die hier einschlägigen Zusammenhänge voll ermessen. So hat letzthin der deutsche Gesandte in Sofia, Graf Oberndorff, als er mit deutschen Schriftleitern, die Gäste ihrer Kollegen waren, zu Tische saß, recht verständige Worte gesprochen. Der Graf sagte: Meine verehrten Gäste! Ich freue mich jedesmal, wenn mir vergönnt ist, hier im Hause, über dem das schwarz-weiß-rote Banner weht, deutsche und bulgarische Freunde zu gemütlichem Gedankenaustausch zu vereinen. Heute aber freue ich mich ganz besonders. Denn Sie, meine verehrten Herren von der deutschen und bulgarischen Presse, darf ich als — Kollegen willkommen heißen. Ja, mögen wir auch ein oder das andere Mal etwas an einander auszusetzen haben, wie das zwischen Zunftgenossen vorkommen kann, Diplomatie und Presse gehören eng zusammen. Kein guter Journalist ohne diplomatisches Empfinden, und kein brauchbarer Diplomat, der nicht mit einem vollen Tropfen Druckerschwärze für seinen Beruf gesalbt wäre. Ich sage Beruf, das Wort ist zu gering. Es ist eine Kunst, eine hohe Kunst, die wir ausüben, und das Instrument, auf dem wir spielen, ist das edelste, das sich denken läßt. es ist die Seele der Völker! Was Diplomatie und Presse geeinigt vermögen, hat uns dieser Weltkrieg gezeigt. Vom Feinde soll man lernen. Wenn wir die Reihe der diplomatischen Größen der Entente an unserem Sinn vorüberziehen lassen und dabei Namen wie Times und Reuter, Matin, Havas, Nowoje Wremja hören, nicht zu gedenken der kleinen Satelliten in Rom, Bukarest, Belgrad, dann müssen wir gestehen, dass hier ein Bund auftrat, der Erfolge aufweisen kann. Erfolge an Lügen und Verblendung, Wut und Haß, wie sie die Welt nie zuvor gesehen. Ja, es ist ein mächtiger Bund und schreckhaft anzuschauen, und dennoch nur ein künstlich aufgetriebener Koloß, der eines Tages bersten wird. Denn es fehlt ihm der Leben spendende und erhaltende Geist, die Wahrheit. Die ficht auf unserer Seite. Mit ihr und für sie streiten Sie, meine Herren von der bulgarischen und deutschen Presse, in der stolzen Erkenntnis, dass jeder Erfolg, den die Wahrheit erringt, auch einen Erfolg für unsere gemeinsame Sache bedeutet. Ja, an dem Tage, an dem den Völkern, die man gegen uns in einen vergeblichen Kampf treibt, endlich die Schuppen von den Augen fallen, am Tage, an dem sie erkennen werden, wie wir wirklich dastehen, wie unüberwindlich gerüstet von innen und von außen, an dem Tage endet der Weltkrieg ...
Na, und die Bomben auf Nürnberg, mit denen er angefangen hat?
Mai, 1918.