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Höherer Blödsinn

Höherer Blödsinn scheint etwa um 1850 aufgekommen zu sein zur Verhöhnung übertriebener und selbstgefälliger Anpreisungen. Als solches Scheltwort erscheint der Ausdruck in einem geharnischten Artikel der Jahrbücher s. Wissenschaft und Kunst 1, 238 (1854): „Wir meinen die Gesellschafts-Schwindel im lieben deutschen Vaterland: temporäre Gefühlsausschwitzungen en gros; Geblütsaufwallungen, die bis zu gelinder Raserei gehen, wenigstens aus dem Niveau des höheren Blödsinns stehen.“ Der wohl vom Herausgeber Otto Wigand selbst verfasste Artikel zielt gegen den überschwenglichen Reklamerummel, der bald mit einer berühmten Sängerin oder Tänzerin, bald mit einem modischen Literaturwerk usw., nicht zum wenigsten von exaltierten Kritikern getrieben wurde. Danach die Angaben bei Büchmann S. 287 s. Vergl. auch Meyer S. 69 f. und Gombert in der ZfdW. 2, 62, der mit Recht für diese Anwendung auf die Parallele vom „höheren Schwindel“ verweist.

Dagegen biegt der Kladderadatsch sehr bald den Sinn des Ausdrucks in der Weise um, dass er darunter den zum Ulk gesteigerten Humor versteht, den er als sein ureigenstes Feld in Anspruch nimmt. So spricht er 1856, 119 vom „Stil des höheren Blödsinns“ und nennt einen rührenden Nachruf S. 191 „nicht mehr „höheren", sondern schon „höchsten Blödsinn"“. Wiederholt wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass „das Gebiet des höheren Blödsinns“ seine ausschließliche Domäne sei z. B. 1860, 173. Sogar Eine Ballade im höheren-Blödsinns-Stile erscheint 1861, 62. Heutzutage überwiegt entschieden der scherzhafte Bedeutungsinhalt vor dem abschätzigen.