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Höflichkeit des Herzens

Höflichkeit des Herzens hebt Goethe in den Wahlverwandtschaften (1809) 2. Teil, 5. Kap. aus Ottiliens Tagebuch hervor: „Es gibt eine Höflichkeit des Herzens; sie ist der Liebe verwandt. Aus ihr entspringt die bequemste Höflichkeit des äußeren Betragens.“ Dementsprechend verurteilt Pückler, Briefe eines Verst. 3, 190 (vom 16. Dez. 1826) den steifen Kasten- und Modegeist der englischen Gesellschaft mit dem Hinweis: „Wahre Herzenshöflichkeit und heitere Bonhomie vermißt man ganz.“ Später liebt Nietzsche die Wendung, z. B. 7, 102: „Sich über ein Lob freuen, ist bei Manchem nur eine Höflichkeit des Herzens — und gerade das Gegenstück einer Eitelkeit des Geistes.“ Ebenda S. 212 rühmt er diese Höflichkeit des Herzens besonders Mozart nach, die er 3, 147 auch „Anmut und Grazie des Herzens“ nennt.

Vergl. Bierbaum, Pankr. (1896) S. 252: „Sie aber hat die große Gabe des verstehenden Instinktes, ja sie hat selbst das, was ich das Genie des Herzens nennen möchte, diese wunderbare Fähigkeit, mit dem Gefühl aller Wahrheit nahe zu kommen.“