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Farina Hordei praeparata

Farina Hordei praeparata. Das präparierte Gerstenmehl, welches auf der Apotheke zu haben, ist ein sehr beliebtes, nicht erhitzendes, dem Salep und Arrowmehl sich anreihendes Nahrungsmittel gegen Schwindsucht und sonstige Auszehrungen, Darrsucht der Kinder. Man nimmt ein bis zwei Esslöffel voll auf ein halbes Maß Milch, setzt diese über Kohlenfeuer, damit sie sich erhitze und, unter stetem Umrühren, zu einem Brei werde, welchem man dann Zucker, auch wohl etwas Zimt, Muskatnuss etc. zusetzt.

So wie in Deutschland der Haferschleim (s. Avena) ein beliebtes Fiebergetränk ist, so zieht hier der Engländer und Schotte den Gerstenschleim vor. Man bereitet ihn am besten auf folgende Weise:

Man weicht eine Portion Gerstengraupen in Wasser ein, wäscht und reibt sie mit den Händen ab, um sie vom Mehl zu befreien, schüttet Wasser darauf und lässt sie zwei Stunden kochen, worauf man den dünnen Schleim abgießt, durch Zusatz mit kochendem Wasser auch den Rest verdünnt und durch ein Sieb seiht, und dann etwas Zitronensaft und Zucker zusetzt. — Nach Duden ist dieses Fiebergetränk auch ein gutes Mittel während der Seekrankheit (Osiander l. c. S. 290), desgleichen dicker Reis als Speise. Die besten Schutz- und selbst Heilmittel gegen die Seekrankheit, welche bekanntlich in einer fortwährenden Neigung zum Erbrechen, mit Schwindel und Flimmern vor den Augen besteht, und durch die schwankenden Bewegungen des Schiffs, zumal bei sensiblen Naturen und bei stürmischer See erzeugt wird, sind nach eigenen und fremden Erfahrungen folgende: 1) Man vermeide so viel als möglich den Aufenthalt im Schiffsraum oder in den Kajüten, halte sich dagegen, sowohl bei Sonnenschein, als Regen, auf dem Verdeck auf, stecke, sobald man Schwindel bemerkt, die Nase in den Wind und schaue recht ins Weite, bis zum fernsten Gewölk des Horizonts, der See ins Gesicht, und ergötze sich an ihrem großartigen Anblick, suche auch stets etwas Neues: nah und fern vorbei- oder voransegelnde Schiffe, Seevögel, Fische, Inseln etc. aufzufinden und so den Geist und die Gedanken von sich selbst und den krankhaften Gefühlen abzuleiten. Hält man sich zugleich in der Nähe des Hauptmastes auf, so empfindet man das Schaukeln des Schiffes am wenigsten. 2) Man besteige das Schiff, sobald es vom Lande absegeln will, nie mit nüchternem Magen. Am besten ist’s, weder Tee, Kaffee, noch sonstige Flüssigkeiten zu genießen, sondern zum Frühstück Brot mit Schinken und Pfeffer, Mettwurst etc. und dazu ein kleines Schnapsglas voll Kognak, Arrak oder guten Rum zu trinken. Damen und Kinder, denen dergleichen Getränke zu erhitzend sind, können dafür etwas Muskatwein, Madeira, Malaga, oder Portwein genießen. 3) Bei den ersten Vorboten der Seekrankheit kann man sich auch sogleich horizontal auf ein Sofa oder ins Bett niederlegen, die Augen schließen und sich ruhig einige Stunden, selbst Tage so verhalten, bis man sich an die schwankenden Bewegungen des Schiffes gewöhnt hat. — Auch ist’s gut, den Kopf fest an die Wand zu legen und ein dickes Stück Papier (blaues Zuckerpapier) von sechs bis acht Zoll Durchmesser fest auf die Magengegend zu binden. — Ein Engländer fand, dass wenn er auf dem Verdeck die stoßenden Bewegungen beim Reiten eines trabenden Pferdes auf einem Stuhl nachmachte, dieses ihn sehr erleichterte, die Übelkeit vertrieb und Appetit verschaffte. 4) Goethe verschmähte auf seiner Reise nach Sizilien alle Speisen, außer Weißbrot und Rotwein, wobei er die horizontale Lage auf einer Matratze annahm. (Osiander a. a. O. S. 289.) 5) Häufig wird geraten, des Ekels ungeachtet, dem Magen leichte Speisen und Getränke zu bieten. Schon Celsus gibt diesen Rat (L. I. c. 3), bei dem sich auch die Gefährten des Pantagruel wohl befanden. Einige finden Rauchfleisch und ein Glas starken Wein, Andere Punsch, Limonade, Tee oder schwarzen Kaffee dienlich. 6) Nach Schäffer ist die Hungerkur das beste Schutzmittel. Man soll nicht mit vollem Magen aufs Schiff gehen. — Für Matrosen und alle an Spirituosa gewöhnte Personen ist Häring und Zwiebeln, Knoblauch und Essig oft die einzige Nahrung, welche nicht wieder ausgebrochen wird, eben so in Essig eingemachte gewürzte Früchte.