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Fenchel

Fenchel, Gartenfenchel, (Anethum Foeniculum Linn.) Sowohl die Wurzel, als das Kraut und der Same dieser angenehm riechenden Pflanze, wirken erregend auf die Schleimhaut der Lungen, des Magens und der Gedärme, treiben die Blähungen nach unten, und sind gegen die daher kommenden Leibschmerzen der Säuglinge ein beliebtes Hausmittel der Hebammen. Man zieht hier den Samen (Semen Foeniculi) vor, infundiert einen Teelöffel voll mit einer halben Obertasse kochendem Wasser, setzt etwas Kandiszucker zu und gibt es dem Kinde zu trinken. Gegen die Magensäure Erwachsener dient ein Tee von ein Lot Fenchelsamen, ein halb Lot Anis, vier Lot Quassia und eben so viel Kalmus. Man teilt Alles in vier Portionen, und verbraucht täglich eine davon, indem vier Tassen kochendes Wasser darauf gegossen und das Ganze Tag über kalt getrunken wird.

In der Hypochondrie und Hysterie ist gegen Flatulenz und Magensäure folgendes Pulver, wovon dreimal täglich ein Teelöffel voll mit Wasser genommen wird, zu empfehlen:

Nr. 77. Nimm: Fenchelölzucker, Rhabarber, kohlensaure Magnesia, das Gelbe der Pomeranzenschalen und Ingwer, von jedem ein Lot, pulverisiere Alles fein und mische es genau.

Berg’s milchmachende Spezies (Species ad infusum galactopeum Bergii) zur Beförderung der Milch bei Stillenden haben sich mir vielfach als wirksam bewährt. Sie bestehen aus Folgendem:

Nr. 78. Nimm: Fenchelwurzel, Fenchelkraut, Dillenkraut, (Herba Anetki graveolentis), Körbelkraut, Petersilien- und Süßholzwurzel, von jedem anderthalb Lot, Fenchel- und Anissamen, von jedem ein halbes Lot. Hierauf mischt man Alles genau und nimmt davon drei Esslöffel voll auf zwei Pfund kochendes Wasser oder Milch, welches lauwarm Tagüber verbraucht wird.

Tabernomontanus (l. c I. p. 150) nennt den Fenchel ein edles, heilsames Gewächs, welches nicht allein als Arznei, sondern auch als Küchengewürz vielfach gebraucht werde. Die Fische mit Fenchelkraut gebraten oder gesotten, bekommen einen sehr angenehmen Geschmack, und werden besser verdaut. „Der Fenchel erwärmt und stärkt Haupt, Magen, Leber, Milz, Nieren, Blase und Mutter. Er verzehrt den kalten, zähen Schleim.“

Vorzüglich lobt T. den Fenchel als ein Mittel zur Stärkung schwacher Augen. „Jeder Mensch, der alle Morgen und Abend einen kleinen Löffel voll Fenchel auf beide Mahlzeiten isst, behält ein scharfes Gesicht bis zu seinem Ende.“ Er rät hier ein Pulver an, bestehend aus: zwei Lot reinem, vom Staube und den Stielen gereinigten Fenchelsamen, ein Lot Dillsamen, eben so viel Zimtrinde, langen Pfeffer, Liebstöckelsamen, (mehrerer Nebendinge nicht zu gedenken), welches alles fein pulverisiert, und davon öfters des Tages ein Teelöffel voll in allen Speisen: im Tee, Kaffee, in der Suppe, auf Butterbrot etc. genossen wird. Er setzt hinzu: „Tust du dies, so wirst du Wunder erfahren.“

"Ein ander gut Pulver der Art mach’ also: Nimm: Fenchelsamen, drei Lot, bereiteten Koriander, drei Lot, langen Pfeffer, Galgant, Augentrost, von jedem anderthalb Lot, Zimtrinde, drei Quäntchen, Muskatblüte, Muskatnuss, von jedem anderthalb Quäntchen, Rosmarin, ein Quäntchen, Zucker, ein halbes Pfund.“ Alles wird gut pulverisiert und davon Abends und Morgens ein Löffel voll auf einer in guten Wein eingeweichten Brotschnitte verzehrt. „Es stärket das Gesicht wunderbarlich.“

Auch gegen die Nachtblindheit lobt T. den Fenchel mit Wein innerlich, und den Saft des frischen Krautes als Augenwasser. Gegen Gelb- und Wassersucht, gegen Nieren- und Lendenschmerz, Schwindsuchtshusten, Flatulenz der Säuglinge und Erwachsenen, gegen Gries und Stein, gegen verhaltene Monatszeit empfiehlt T. den Fenchel, sowohl den Samen, als die Wurzel, in verschiedenen Verbindungen noch aufs angelegentlichste.

Ein gutes, unschädliches Mittel gegen Kopfläuse (Unguentum contra pediculos) ist eine Salbe aus vier Lot Schweinefett, worin zehn Tropfen Fenchel- und eben so viel Anisöl gemischt werden.

Der gemeine Anissamen wirkt ähnlich dem Fenchel und Sternanis, ist aber kräftiger und angenehmer, als letztere. Ein halbes Lot Anissamen, mit drei Tassen kochendem Wasser übergossen und warm getrunken, beschwichtigt oft schnell Blähungskoliken. Der Sternanis (Semina Anisi stillati) löst besonders gut den zähen Schleim in den Lungen und dem Magen alter Säufer, so wie alter, an Engbrüstigkeit (Asthma) leidender Personen.