392. Durchbringen¹⁾. Vertun²⁾. Verschwenden³⁾. Vergeuden⁴⁾. Verschleudern⁵⁾.
Vertun ist der allgemeinste Ausdruck und bedeutet überhaupt, Geld für unnütze Dinge ausgeben. Ein Vermögen durchbringen heißt, es für Genüsse völlig verwenden, ohne daß man von dessen Anwendung ferner einen Nutzen hat. Verschwenden (eig. verschwinden machen) drückt aus, daß die Verwendung des Geldes auf eine unverständige und maßlose Weise geschehe, vergeuden (mhd. giude, geude, = Freude, giuden, geuden, = in geräuschvoller Freude sein, prahlen, groß tun, prahlerisch verschwenden) aber vereinigt die Begriffe von vertun und verschwenden und bedeutet also, Geld auf etwas Ungehöriges in maßloser und prahlerischer Weise verwenden. Verschleudern heißt, sich einer nutzbaren Sache wie einer unnützen Last eilig entäußern und diese gegen eine andere von weit geringerem Werte weggeben. Es kann einer sein Geld auf Reisen durchgebracht haben, auch wenn er es bloß für nötige Bedürfnisse ausgegeben und für keins zuviel bezahlt hat; er hat es aber auf Reisen vertan, wenn er es für Dinge ausgegeben hat, die für ihn keine nötigen Bedürfnisse waren, und verschwendet, wenn er übermäßigen Aufwand gemacht und alles in gedankenloser Weise über seinen Wert bezahlt hat. Ein Kaufmann verschleudert seine Waren, wenn er sie unter dem Preise verkauft. Was man vertut, das geht bloß für uns verloren, was man durchbringt, das geht zu andern über, indem man es vertut; was man verschwendet, davon verwendet man mehr, als man sollte; was man vergeudet, das verwendet man in der Lustigkeit zu einem Zwecke, zu dem man nichts verwenden sollte, und was man verschleudert, das gibt man gegen etwas hin, das einen geringeren oder gar keinen Wert hat. — Hierher gehören auch die Ausdrücke verprassen, verschlemmen, verschwelgen, verjubeln. Verprassen hebt hervor, daß das Verschwenden von Hab und Gut durch allerlei üppige und übermäßige Genüsse geschieht. „Ich bin | noch rein, ein dreiundzwanzigjähr’ger Jüngling. | Was vor mir tausende gewissenlos | in schwelgenden Umarmungen verpraßten, | hab’ ich dem künft’gen Herrscher aufgehoben.“ Schiller, Don Carlos 9, I. Verschlemmen (von schlemmen, mhd. slemmen, von mhd. slamp, Gelage; niederl. slemp bedeutet: leckere Mahlzeit) und verschwelgen (von schwelgen, aus mhd. swëlgen, schlucken, verschlucken, saufen) haben ähnliche Bedeutung wie verprassen; sie drücken aus, daß das Verschwenden durch Schlemmerei und Schwelgerei geschieht. „Wir verschlemmten und verschleuderten das Unsere nicht.“ Engel. Verjubeln weist darauf hin, daß Geld und Gut durch ein Leben in Lust und Freude verschwendet wird. Mancher verjubelt sein Geld bei Tanz und Spiel. Für verjubeln werden zuweilen auch die volkstümlich derben Ausdrücke verjuxen und verjuheien (auch verjuchhehn) gebraucht. — Verschwenden und vergeuden werden auch in übertragenem Sinne von anderen Dingen, als von Geld und Gut, gebraucht, z. B. „Verschwende nicht | die Pfeile deiner Augen, deiner Zunge! Du richtest sie vergebens nach dem Kranze, | dem unverwelklichen, auf meinem Haupt,“ Goethe, Tasso II, 3. „Mit wahrer Leidenschaft verschwendete sie den ganzen Reichtum ihrer Liebkosungen, welche ihr die Natur eingab, welche die Kunst sie gelehrt hatte, an ihren Liebling.“ Goethe. „Der ich meine Talente und meine Tage absichtslos vergeudete.“ Goethe. Die übrigen Ausdrücke könnten hier nicht gesetzt werden. Vergeuden ist im allgemeinen ein stärkerer Ausdruck als verschwenden.