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Ich

Ich. Das Ich ist als Gegenstand des „inneren Sinnes“ (s. d.), als empirisches Ich, ebenso Erscheinung wie das Außending. Das Ich wird nicht in seinem Sein an sich erkannt. Auch das „reine Ich“ als „Subjekt“ (s. d.) ist nicht Ding an sich, wenn es auch nicht Erscheinung ist. Es ist eben überhaupt kein Ding, keine einfache Substanz oder Kraft, sondern bedeutet die logische, transzendentale (Erkenntnis bedingende) Einheit des Bewußtseins, der Apperzeption (s. d.), ein „reines“ Bewußtsein (s. d.), das alles Vorstellen begleitet oder doch muß begleiten können, den Einheitspunkt des Bewußtseins, auf den sich alles Vorstellen beziehen läßt; es ist rein formal, ist nicht einmal ein Begriff (mit bestimmtem Inhalte), sondern das „Vehikel aller Begriffe“, der Grund des Denkens, die oberste Voraussetzung desselben. Das menschliche Ich ist nicht bloß Erscheinung, sondern auch ein „Noumenon“ (s. d.), etwas Übersinnliches, dessen Manifestation die freie, sittliche Gesetzgebung ist (vgl. Mensch). Die Außenwelt (s. d.) ist nicht vom empirischen, einzelnen, gewordenen, psychologisch sich entwickelnden Ich abhängig, sondern hat dieselbe „empirische Realität“ wie dieses, ist nicht in, sondern außer ihm, ja bedingt dessen bestimmtes Dasein in der Zeit, indem die innere Erfahrung schon die äußere voraussetzt (s. Idealismus). Empirisches Ich sowohl als Außenwelt sind als solche Erscheinungen, deren Form von der Gesetzlichkeit des reinen (transzendentalen) Bewußtseins (nicht im kausalen Sinne) abhängig ist, d. h. sie haben diese Gesetzlichkeit zur Voraussetzung, Grundlage.

Das „Ich denke“, die reine Apperzeption (s. d.), „muß alle meine Vorstellungen begleiten können“, denn sonst wären sie nicht meine Vorstellungen. Daher hat alles Mannigfaltige der Anschauung eine „notwendige Beziehung auf das: Ich denke“. Allen Vorstellungen liegt also zugrunde die reine Apperzeption als dasjenige „ursprüngliche Selbstbewußtsein“, das alle anderen Vorstellungen muß begleiten können. Die Einheit desselben, die „transzendentale Einheit des Selbstbewußtseins“ ist eine Bedingung der Möglichkeit der Erkenntnis. „Denn die mannigfachen Vorstellungen, die in einer gewissen Anschauung gegeben werden, würden nicht insgesamt meine Vorstellungen sein, wenn sie nicht insgesamt zu einem Selbstbewußtsein gehörten.“ Die Identität (s. d.) des (reinen) Selbstbewußtseins manifestiert sich in der Synthesis (s. d.) des in der Anschauung Gegebenen zur Einheit des Bewußtseins. Ich bin mir des „identischen Selbst“ bewußt, weil ich die mir gegebenen Vorstellungen als „meine“ Vorstellungen zu einer Einheit zusammenfasse, KrV tr. Anal. § 16 (I 151 ff.— Rc 173 ff.). Das „Ich“ selbst ist eine einfache Vorstellung. Wie „das Ich, der ich denke“, von dem „Ich, das sich selbst anschaut“, unterschieden und doch mit ihm als „dasselbe Subjekt einerlei“ sei, „wie ich also sagen könne: Ich, als Intelligenz und denkendes Subjekt, erkenne mich selbst als gedachtes Objekt, sofern ich mir noch über das in der Anschauung gegeben bin“, das hat nicht mehr und nicht weniger Schwierigkeiten, als wie ich mir überhaupt ein Objekt der Anschauung sein kann. Wir schauen uns (in der Zeitform) so an, „wie wir innerlich von uns selbst affiziert werden“, ibid. § 24 (I 167 f.—Rc 209 ff.). „Dagegen bin ich mir meiner selbst in der transzendentalen Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen überhaupt, mithin in der synthetischen ursprünglichen Einheit der Apperzeption bewußt, nicht wie ich mir erscheine, noch wie ich an mir selbst bin, sondern nur daß ich bin. Diese Vorstellung ist ein Denken, nicht ein Anschauen.“ Mein eigenes Dasein ist also nicht Erscheinung, aber „die Bestimmung meines Daseins“ kann nur der Form des inneren Sinnes gemäß sein, und „ich habe demnach keine Erkenntnis yon mir, wie ich bin, sondern bloß wie ich mir selbst erscheine“. „Das Bewußtsein seiner selbst ist also noch lange nicht ein Erkenntnis seiner selbst.“ Eine solche Erkenntnis bedarf der Anschauung, und da diese nur in der Zeitform des inneren Sinnes erfolgt, so erkenne ich mich nur als Erscheinung, ibid. § 25 (I 168 f.—Rc 211 ff.). Das „Ich denke“ „drückt den Aktus aus, mein Dasein zu bestimmen“. „Das Dasein ist dadurch also schon gegeben, aber die Art, wie ich es bestimmen, d. i. das Mannigfaltige, zu demselben gehörige in mir setzen solle, ist dadurch noch nicht gegeben. Dazu gehört Selbstanschauung, die eine a priori gegebene Form, d. i. die Zeit, zum Grunde liegen hat, welche sinnlich und zur Rezeptivität des Bestimmbaren gehörig ist.“ Doch macht die Spontaneität (s. d.) meines denkenden Ich, daß ich mich „Intelligenz“ nenne, ibid. Anm. (I 169—Rc 213). — Die Vorstellung „Ich bin“, die „das Bewußtsein ausdrückt, welches alles Denken begleiten kann“, ist das. „was unmittelbar die Existenz eines Subjekts in sich schließt“, aber noch keine „Erkenntnis“ desselben, also auch noch nicht innere „Erfahrung“. Zu dieser gehört „außer dem Gedanken von etwas Existierendem noch Anschauung, und hier innere, in Ansehung deren, d. i. der Zeit, das Subjekt bestimmt werden muß“. Dazu ist aber auch äußere Erfahrung erforderlich (vgl. Außenwelt), ibid. tr. Anal. 2. B. 2. H. 3. Abs. Widerlegung des Idealismus, Beweis Anmerk. I (I 257—Rc 317 f.). Das „Ich denke“ ist „das Vehikel aller Begriffe überhaupt“. Es drückt die „Wahrnehmung seiner selbst“ aus. Diese „innere Wahrnehmung“ ist „nichts weiter als die bloße Apperzeption: Ich denke, welche sogar alle transzendentalen Begriffe möglich macht, in welchen es heißt: Ich denke die Substanz, die Ursache usw.“ Innere Erfahrung oder Wahrnehmung überhaupt ist nicht „empirische Erkenntnis“, sondern „Erkenntnis des Empirischen überhaupt“, ibid. tr. Dial. 2. B. 1. H. (I 349 f.—Rc 418 f.). — Das „Ich“ ist eine „einfache“, „für sich selbst an Inhalt gänzlich leere Vorstellung“, die nicht einmal ein „Begriff“ ist, sondern „ein bloßes Bewußtsein, das alle Begriffe begleitet“. „Durch dieses Ich oder Er oder Es (das Ding), welches denkt, wird nun nichts weiter als ein transzendentales Subjekt der Gedanken vorgestellt = x, welches nur durch die Gedanken, die seine Prädikate sind, erkannt wird und wovon wir, abgesondert, niemals den mindesten Begriff haben können, um welches wir uns daher in einem beständigen Zirkel herumdrehen, indem wir uns seiner Vorstellung jederzeit schon bedienen müssen, um irgend etwas von ihm zu urteilen.“ Das Bewußtsein ist an sich nicht eine Vorstellung, die ein besonderes Objekt unterscheidet, sondern eine „Form“ derselben überhaupt, sofern sie Erkenntnis genannt werden soll, ibid. (I 352 f.—Rc 421 f.). Ich erkenne mich selbst nicht dadurch, daß ich mir meiner als denkend bewußt bin, sondern indem ich mir „der Anschauung meiner selbst als in Ansehung der Funktion des Denkens bewußt bin“. Nicht das Bewußtsein des „bestimmenden“, sondern nur das des „bestimmbaren“ Selbst, d. h. meiner inneren Anschauung, ist das Objekt der Selbsterkenntnis. Das denkende Ich, das „Ich der Apperzeption“ denkt sich notwendig als einheitliches, identisches Subjekt, ist aber nicht mit einer einfachen Seelensubstanz zu verwechseln, ibid. (I 355 ff.—Rc 427 ff.); vgl. Paralogismen, Subjekt. — „Das Ich denke ist ... ein empirischer Satz und hält den Satz, Ich existiere, in sich. Ich kann aber nicht sagen: alles, was denkt, existiert; denn da würde die Eigenschaft des Denkens alle Wesen, die sie besitzen, zu notwendigen Wesen machen. Daher kann meine Existenz auch nicht aus dem Satze, Ich denke, als gefolgert angesehen werden, wie Cartesius dafür hielt ..., sondern ist mit ihm identisch.“ Die „Existenz“ ist hier noch keine „Kategorie“, ibid. Widerlegung des Mendelsohnschen Beweises 3. Anm. (I 365—Rc 464 f.). Die „innere und sinnliche Anschauung unseres Gemüts“, dessen Bestimmung durch die Sukzession verschiedener Zustände in der Zeit vorgestellt wird, ist „nicht das eigentliche Selbst, so wie es an sich existiert, oder das transzendentale Subjekt“, sondern nur eine Erscheinung, die der Sinnlichkeit dieses uns unbekannten Wesens gegeben werden", ibid. tr. Dial. 2. B. 2. H. 6. Abs. (I 440—Rc 571 f.).

Das Ich ist in allem unseren Denken „das Subjekt, dem Gedanken nur als Bestimmungen inhärieren, und dieses Ich kann nicht als die Bestimmung eines anderen Dinges gebraucht werden“. Insofern muß das Ich sich als „Substanz“ ansehen, aber nur als eine „Substanz in der Idee“, nicht „in der Realität“, wozu die (in der inneren Erfahrung fehlende) Beharrlichkeit gehörte. Der erste der Paralogismen (s. d.) der rationalen Psychologie gibt „das beständige logische Subjekt des Denkens“ für die Erkenntnis des „realen Subjekts der Inhärenz“ aus, von dem wir nichts wissen, „weil das Bewußtsein das einzige ist, was alle Vorstellungen zu Gedanken macht, und worin mithin alle unsere Wahrnehmungen als dem transzendentalen Subjekte müssen angetroffen werden, und wir außer dieser logischen Bedeutung des Ich keine Kenntnis von dem Subjekte an sich selbst haben, was diesem, so wie allen Gedanken als Substratum zum Grunde liegt“, KrV 1. A. tr. Dial. 2. B. 1. H. 1. Paralogismus (I 729 ff.—Rc 424 ff.). — Der zweite Paralogismus der Psychologie schließt aus der Einfachheit desjenigen, dessen Handlung niemals als die Konkurrenz vieler handelnder Dinge angesehen werden kann, auf die Einfachheit (s. d.) einer Seelensubstanz. Richtig ist daran nur, „daß viele Vorstellungen in der absoluten Einheit des denkenden Subjekts enthalten sein müssen, um einen Gedanken auszumachen“. Dieser Satz ist weder aus Begriffen noch aus der Erfahrung zu beweisen, sondern beruht auf dem formalen Satz der Apperzeption: „Ich denke.“ Dieser Satz ist keine Erfahrung, sondern „die Form der Apperzeption, die jeder Erfahrung anhängt und ihr vorgeht, gleichwohl aber nur immer in Ansehung einer möglichen Erkenntnis überhaupt als bloß subjektive Bedingung derselben angesehen werden muß, die wir mit Unrecht zur Bedingung der Möglichkeit einer Erkenntnis der Gegenstände, nämlich zu einem Begriffe vom denkenden Wesen überhaupt machen, weil wir dieses uns nicht vorstellen können, ohne uns selbst mit der Formel unseres Bewußtseins an die Stelle jedes anderen intelligenten Wesens zu setzen“. Die Einfachheit meiner selbst (als Seele) wird nicht wirklich aus dem Satze: Ich denke, geschlossen, sondern liegt schon in jedem Gedanken selbst. „Der Satz: Ich bin einfach, muß als ein unmittelbarer Ausdruck der Apperzeption angesehen werden, so wie der vermeintliche cartesianische Schluß: cogito, ergo sum, in der Tat tautologisch ist, indem das cogito (sum cogitans) die Wirklichkeit unmittelbar aussagt. Ich bin einfach, bedeutet aber nichts mehr, als daß diese Vorstellung: Ich, nicht die mindeste Mannigfaltigkeit in sich fasse und daß sie absolute (obzwar bloß logische) Einheit sei.“ Das „Etwas überhaupt“, das denkt, das „transzendentale Subjekt“, kennen wir nicht. Es ist ein Etwas, dessen Vorstellung einfach sein muß, weil man gar nichts an ihm bestimmt. „Die Einfachheit aber der Vorstellung von einem Subjekt ist darum nicht eine Erkenntnis von der Einfachheit des Subjekts selbst; denn von dessen Eigenschaften wird gänzlich abstrahiert, wenn es lediglich durch den an Inhalt gänzlich leeren Ausdruck Ich ... bezeichnet wird.“ Ich kann sagen: ich bin eine einfache Substanz, aber diese reine Kategorie wird hier ohne Anschauung gebraucht und lehrt uns nichts Objektives, ibid. 2. Paralogismus (I 731 ff.—Rc 428 ff.). Die logische Identität (s. d.) des Ich ist nicht numerische Identität der Person. — Das Ich ist weder Anschauung noch Begriff von einem Gegenstande, sondern „die bloße Form des Bewußtseins, welches beiderlei Vorstellungen begleiten und sie dadurch zu Erkenntnissen erheben kann, sofern nämlich dazu noch irgend etwas anderes in der Anschauung gegeben wird, welches zu einer Vorstellung von einem Gegenstande Stoff darreicht“, ibid. Betrachtung üb. d. Summe (I 752 f.—Rc 469 f.). Daß das „Wesen, welches in uns denkt“, sich durch reine Kategorien zu erkennen vermeint, rührt daher: „Die Apperzeption ist selbst der Grund der Möglichkeit der Kategorien, welche ihrerseits nichts anderes vorstellen, als die Synthesis des Mannigfaltigen der Anschauung, sofern dasselbe in der Apperzeption Einheit hat. Daher ist das Selbstbewußtsein überhaupt die Vorstellung desjenigen, was die Bedingung aller Einheit und doch selbst unbedingt ist. Man kann daher von dem denkenden Ich (Seele), das sich als Substanz, einfach, numerisch identisch in aller Zeit, und das Korrelatum alles Daseins, aus welchem alles andere Dasein geschlossen werden muß, vorstellt, sagen: daß es nicht sowohl sich selbst durch die Kategorien, sondern die Kategorien und durch sie alle Gegenstände in der absoluten Einheit der Apperzeption, mithin durch sich selbst erkennt. Nun ist zwar sehr einleuchtend, daß ich dasjenige, was ich voraussetzen muß, um überhaupt ein Objekt zu erkennen, nicht selbst als Objekt erkennen könne, und daß das bestimmende Selbst (das Denken) von dem bestimmbaren Selbst (dem denkenden Subjekt) wie Erkenntnis vom Gegenstande unterschieden sei. Gleichwohl ist nichts natürlicher und verführerischer als der Schein, die Einheit in der Synthesis der Gedanken für eine wahrgenommene Einheit im Subjekte dieser Gedanken zu halten. Man könnte ihn die Subreption des hypostasierten Bewußtseins (apperceptionis substantiatae) nennen“, ibid. (I 766—Rc 493 f.).

Es scheint, als ob wir in dem Bewußtsein unserer selbst (dem denkenden Subjekt) das „Substantiale“, das letzte Subjekt (s. d.) einer Substanz haben, denn „alle Prädikate des inneren Sinnes beziehen sich auf das Ich als Subjekt, und dieses kann nicht weiter als Prädikat irgendeines anderen Subjektes gedacht werden“. „Also scheint hier die Vollständigkeit in der Beziehung der gegebenen Begriffe als Prädikate auf ein Subjekt nicht bloß Idee, sondern der Gegenstand, nämlich das absolute Subjekt selbst, in der Erfahrung gegeben zu sein. Allein diese Erwartung wird vereitelt. Denn das Ich ist gar kein Begriff, sondern nur Bezeichnung des Gegenstandes des inneren Sinnes, sofern wir es durch kein Prädikat weiter erkennen; mithin kann es zwar an sich kein Prädikat von einem anderen Dinge sein, aber ebensowenig auch ein bestimmter Begriff eines absoluten Subjekts, sondern nur, wie in allen anderen Fällen, die Beziehung der inneren Erscheinungen auf das unbekannte Subjekt derselben“, Prol. § 46 (III 100). „Wäre die Vorstellung der Apperzeption, das Ich, ein Begriff, wodurch irgend etwas gedacht würde, so würde es auch als Prädikat von anderen Dingen gebraucht werden können oder solche Prädikate in sich enthalten. Nun ist es nichts mehr als Gefühl eines Daseins ohne den mindesten Begriff und nur Vorstellung desjenigen, worauf alles Denken in Beziehung (relatione accidentis) steht“, ibid. Anm. Als empirisches Ich existiere ich zwar „wirklich in der Zeit“, aber nicht „außer meiner Vorstellungskraft in der Zeit“, ibid. § 49 (III 103 f.). „Das Ich, das allgemeine Korrelat der Apperzeption und selbst bloß ein Gedanke, bezeichnet, als ein bloßes Vorwort, ein Ding von unbestimmter Bedeutung, nämlich das Subjekt aller Prädikate, ohne irgendeine Bedingung, die diese Vorstellung des Subjekts von dem eines Etwas überhaupt unterschiede, also Substanz, von der man, was sie sei, durch diesen Ausdruck keinen Begriff hat.“ Aus dem Gedanken Ich, der gar „kein Begriff“, sondern nur „innere Wahrnehmung“ ist, kann nicht die Beharrlichkeit der Seele gefolgert werden, Anfangsgr. d. Naturw. 3. H. Lehrs. 2 Anmerk. (VII 291).

Es gibt ein „doppeltes Ich“ zu unterscheiden, nämlich das „der inneren sinnlichen Anschauung“ und das „des denkenden Subjekts“. Unser innerer Sinn wird „von uns selbst“ affiziert und nimmt so unser Ich als Erscheinung wahr. „Ich bin mir meiner selbst bewußt“, ist ein Gedanke, der schon ein „zweifaches Ich“ enthält, „das Ich als Subjekt und das Ich als Objekt“. „Wie es möglich sei, daß ich, der ich denke, mir selber ein Gegenstand (der Anschauung) sein und so mich von mir selbst unterscheiden könne, ist schlechterdings unmöglich zu erklären, obwohl es ein unbezweifeltes Faktum ist; es zeigt aber ein über alle Sinnenanschauung so weit erhabenes Vermögen an, daß es, als der Grund der Möglichkeit eines Verstandes, die gänzliche Absonderung von allem Vieh, dem wir das Vermögen, zu sich selbst Ich zu sagen, nicht Ursache haben beizulegen, zur Folge hat, und in eine Unendlichkeit von selbstgemachten Vorstellungen und Begriffen hinaussieht.“ Es wird dadurch aber „nicht eine doppelte Persönlichkeit“ gemeint, sondern nur „Ich, der ich denke und anschaue, ist die Person, das Ich aber des Objekts, was von mir angeschaut wird, ist gleich anderen Gegenständen außer mir die Sache“. „Von dem Ich in der ersteren Bedeutung (dem Subjekt der Apperzeption), dem logischen Ich, als Vorstellung a priori, ist schlechterdings nichts weiter zu erkennen möglich, was es für ein Wesen und von welcher Naturbeschaffenheit es sei; es ist gleichsam wie das Substantiale, was übrig bleibt, wenn ich alle Akzidenzen, die ihm inhärieren, weggelassen habe, das aber schlechterdings gar nicht weiter erkannt werden kann, weil die Akzidenzen gerade das waren, woran ich seine Natur erkennen konnte.“ „Das Ich aber in der zweiten Bedeutung (als Subjekt der Perzeption), das psychologische Ich als empirisches Bewußtsein, ist mannigfacher Erkenntnis fähig, worunter die Form der inneren Anschauung, die Zeit, diejenige ist, welche a priori allen Wahrnehmungen und deren Verbindung zum Grunde liegt, deren Auffassung (apprehensio) der Art, wie das Subjekt dadurch affiziert wird, d. i. der Zeitbedingung gemäß ist, indem das sinnliche Ich vom intellektuellen Ich zur Aufnahme desselben ins Bewußtsein bestimmt wird“, Fortschr. d. Metaph. 1. Abh. Gesch. d. Transzendentalphilosophie (V 3, 93 ff.).

„Daß der Mensch in seiner Vorstellung das Ich haben kann, erhebt ihn unendlich über alle andere auf Erden lebenden Wesen“ (vgl. Person). Er hat ein Ich, auch wenn er es noch nicht sprechen kann, wenn er noch kein Wort für die „Ichheit“ hat. Das Kind beginnt erst ziemlich spät sich als Ich zu bezeichnen, während es vorher von sich in der dritten Person spricht. „Vorher fühlte es bloß sich selbst, jetzt denkt es sich selbst“, Anthr. 1. T. § 1 (IV 11). Zu unterscheiden ist: „1. das Ich als Subjekt des Denkens (in der Logik), welches die reine Apperzeption bedeutet (das bloß reflektierende Ich), und von welchem gar nichts weiter zu sagen, sondern das eine ganz einfache Vorstellung ist; 2. das Ich als das Objekt der Wahrnehmung, mithin des inneren Sinnes, was eine Mannigfaltigkeit von Bestimmungen enthält, die eine innere Erfahrung möglich machen.“ Nur der „Vorstellungsart“, nicht dem Inhalt nach ist das Ich zweifach, ibid § 4, 2. Anm. (IV 22). „Das Ich der Reflexion hält kein Mannigfaltiges in sich und ist in allen Urteilen immer ein und dasselbe, weil es bloß dies Förmliche des Bewußtseins, dagegen die innere Erfahrung das Materielle desselben und ein Mannigfaltiges der empirischen inneren Anschauung, das Ich der Apprehension (folglich eine empirische Apperzeption), enthält.“ „Ich als denkendes Wesen bin zwar mit Mir als Sinnenwesen ein und dasselbe Subjekt; aber als Objekt der inneren empirischen Anschauung, d. i. sofern ich innerlich von Empfindungen in der Zeit, sowie sie zugleich oder nacheinander sind, affiziert werde, erkenne ich mich doch nur, wie ich mir selbst erscheine, nicht als Ding an sich selbst.“ Die Zeit ist die „subjektive Bedingung“, „wie nach der Beschaffenheit der menschlichen Seele uns innere Empfindungen gegeben werden“, ibid. § 7 (IV 31 f.). Das Ich der Apperzeption ist „gar keine Bestimmung irgendeines Objekts, sondern ein Verstandesakt des bestimmenden Subjekts überhaupt“. Das Ich des inneren Sinnes hingegen ist „nicht das Subjekt des Urteils, sondern ein Objekt“, ein Inbegriff von Gegenständen der inneren Wahrnehmung, Anthr. Ergänz, aus der Handschrift (IV 295).

Die empirische Anschauung der Seele ist nur die sinnliche Form der Art, wie ihr eigenes Subjekt „durch die Apprehension des Mannigfaltigen einer gegebenen Anschauung affiziert wird“. Zu unterscheiden ist: 1. „das transzendentale Bewußtsein meines Daseins überhaupt“, 2. „meines Daseins in der Zeit“ (empirisches Bewußtsein meiner selbst), 3. „Erkenntnis meiner selbst als in der Zeit bestimmten Wesens“ (empirische Erkenntnis), N 6313 (vgl. Zeit). „Das auffassende Ich (der Apprehension), welches der Mensch mit den Tieren gemein hat, und das denkende Ich (der Apperzeption), welches ihn von allen anderen Tieren unterscheidet und sich selbst zum Gegenstande seiner Vorstellungen macht und sich der Verknüpfung seiner Vorstellungen bewußt ist. — Das letztere läßt sich nicht weiter erklären. Es ist Spontaneität des Vorstellungsvermögens, woraus mit jenem verbunden Erkenntnisvermögen entspringt“, Lose Bl. E 21. „Zweifaches Ich, sofern ich leidend oder tätig bin, tierisch oder menschlich. Daher regiere ich mich selbst, tadle und streite mit mir selbst“, N 278.

„Der erste Akt des Erkenntnisses ist das Verbum: Ich bin, das Selbstbewußtsein, da Ich Subjekt mir selbst Objekt bin.“ Ich setze mich selbst einerseits als Ding an sich, anderseits als Gegenstand der Anschauung „und zwar entweder objektiv als Erscheinung, oder als mich selbst a priori zu einem Dinge konstituierend d. i. als Sache an sich selbst“, „Das Bewußtsein seiner selbst (apperceptio) ist ein Akt, wodurch das Subjekt sich überhaupt zum Objekte macht“, Altpreuss. Mth. XIX 571 f., vgl. 577 f. Der Satz: Ich bin mir selbst ein Gegenstand der Anschauung und des Denkens ist ein synthetischer Satz a priori und der Grundsatz der Transzendentalphilosophie, ibid. XIX 627; vgl. XX 580 f., Vorles. über Metaphys. S. 130 ff., 200 ff. Vgl. Selbstbewußtsein, Person, Subjekt, Mensch, Noumenon, Sinn (innerer), Seele.