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Aufgabe unlösbar

Der Ursprung von Vernunft, die Geschichte der Vernunft ist nicht zu ergründen. Wäre Vernunft nicht eine Lebenserscheinung, wäre sie nur ein Lebenswerkzeug, ja wäre sie ein lebloses Werkzeug wie das Rad, so wäre die Aufgabe dennoch unlösbar, weil auch die Geschichte eines leblosen Werkzeugs niemals vollständig und niemals theoretisch völlig überzeugend ist. Aus dem Rade hat sich der bequeme Wagen entwickelt, trotzdem über tausend Jahre dieser Entwicklung vergingen, während welcher niemand die Bewegungen der einzelnen Punkte des Rades in eine mathematische Formel zu fassen verstand. Auch dann nicht verstand, als das Problem (das Rad des Aristoteles) schon aufgestellt war. Die Aufgabe ist ferner unlösbar, weil die Vernunft nicht eine Person oder eine Kraft ist, sondern eine Tätigkeit, überdies eine geheimnisvolle unsichtbare Tätigkeit. Wenn ein Australneger einer Maschine zusieht, welche Hasenfelle empfängt und Filzhüte von sich gibt, so kann er sich von ihrer Tätigkeit keine Vorstellung machen. Der Vernunfttätigkeit gegenüber sind wir alle Australneger. Unser Kopf empfängt Eindrücke durch das Sieb der Zufallssinne und verarbeitet sie zu Worten und anderen Bewegungen. Die Tätigkeit drinnen beobachten können wir nicht. Die Aufgabe ist endlich unlösbar, weil die Vernunft nur eine Abstraktion ist von ihren Ausdrucksbewegungen und eine Geschichte der Vernunft zugleich eine vollständige Geschichte der Bewegungen, ihrer Veranlassungen und zugleich Geschichte aller Wegänderungen sein müßte.