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"flechten"

Noch näher zum Tiermenschen scheint Geiger zu gelangen, wenn er die Worte für die Kunst des Webens etymologisch auf ihre Uranfänge und auf die ältesten Ausdrücke zurückzuführen sucht. Es gelingt ihm mit den Mitteln einer dichterischen Etymologie das verblüffende Ergebnis, dass im Hebräischen wie im Griechischen die Urworte für flechten (was doch immer dem Weben zugrunde liegt) und für "bilden", das Figurenbilden aus Ton nämlich, identisch sind. Es soll das Figurenbilden mit dem Worte ausgedrückt worden sein, welches zugleich "sich beschmieren", "im Schlamme wühlen", "plantschen" bedeutete. Geiger begnügt sich nämlich nicht damit, das Weben auf Flechten zurückzuführen und das Flechten auf das einfache Geflecht von Pflanzenzweigen. Wenn der Ursprung der Sprache und Vernunft unmittelbar beim Tiere anknüpfen soll, so muß ein Unterschied gemacht werden zwischen den trennenden Tätigkeiten, welche auch das Tier schon kennt (schneiden = zerreißen) und den verbindenden, welche bei den Menschen schon eine Art Kunsttätigkeit voraussetzen sollen. An die Kunsttätigkeit der Spinnen und der nestbauenden Vögel scheint Geiger nicht als an ähnliche Leistungen gedacht zu haben. Er verfolgt darum die sogenannten Wurzeln des Begriffes "flechten" zurück bis zu einer Zeit, wo das natürliche Gewirre von Zweigen und ebenso das natürliche oder unbewußte Durcheinanderflechten des tierischen und menschlichen Haares ungenau unter dem gleichen Begriffe verstanden wurde. Mit noch kühnerer Phantasie kommt er dann dazu, das flechtende Verbinden von Holzteilen und das Figurenbilden aus Holz etymologisch zu verbinden und, wie gesagt, auf ein tierisches Wühlen in halbnassen Stoffen zurückzuführen.