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Der Monolog

Der Nutzen der Sprache ist nicht identisch mit der bewußten oder unbewußten Absicht bei ihrer Ausbildung. Als das Feuer in den Dienst der Menschheit gestellt wurde, ahnte noch niemand, dass es einmal unter dem Kessel der Lokomotive zur Fortbewegung dienen werde. Es scheint uns selbstverständlich, dass die Sprache ursprünglich etwas zwischen den Menschen gewesen sei, der Zweck der Sprache die Mitteilung.

In den meisten Fällen beweist der Autor durch den Monolog nur, dass er ein elender Dramatiker sei. Unfähig, den Charakter dramatisch darzustellen, erzählt er dem Publikum, was es zu wissen nötig hat. Der seltene gute Monolog ist die dramatische Darstellung eines dem Wahnsinn ähnlichen Zustandes; Wegener hat den echten Monolog sehr gut so erklärt, "dass bei starker Leidenschaft wohl eine Störung des Situationsbewußtseins eintritt, das heißt dass sich die Illusion bildet, als ständen wir irgend einer Person in Haß oder Liebe, in Schmerz oder Freude, in Furcht oder Hoffnung gegenüber". (Untersuchungen, S. 65.) Jeder lebhafte Mensch kann an sich selbst beobachten, wie eine solche Störung des Situationsbewußtseins, wenn auch nicht gleich zu längeren Monologen, so doch zu hervorgestoßenen Worten führt.

Für meine Leser brauche ich wohl nicht hinzuzufügen, dass der ungeheuer ausgedehnte Gebrauch der Sprache, wie er bei uns Büchermenschen als Lesen vorkommt, auch nur etwas zwischen den Menschen ist. Das Buch ist Mitteilung. Ähnlich läßt es sich auffassen, wenn wir mit einer Art inneren Monologs darüber nachdenken, was wir danach in einem Buche, in einer Rede u. dgl. geordnet aussprechen wollen. Es ist die Ordnung, die Verbesserung, die Einübung einer späteren Mitteilung.