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Minimaler Bedeutungswandel

Als ich z. B. zum letztenmal das Wort Pferd gebrauchte, bestand meine Vorstellung aus der Summe aller Erinnerungen, die mein Volk mit diesem Worte verband (soweit diese Erinnerungen mir übermittelt worden waren) und die ich selbst im Laufe meines bisherigen Lebens an die Sinneseindrücke von Pferden knüpfte. Zwingt mich nun ein neuer Sinneseindruck oder eine neue Gedankenassoziation, das Wort Pferd abermals zu gebrauchen, so wird der Erinnerungsschatz meiner diesbezüglichen Vorstellungen eben in diesem Augenblicke um einen neuen Eindruck oder eine neue Assoziation vermehrt, mein Vorstellungsinhalt wird im Augenblicke des neuerlichen Aussprechens abgeändert. So minimal abgeändert, dass ich nur in seltenen Fällen den Wandel in meiner Sprache empfinde. Aber der weite Weg, den das Wort in der einen Richtung zur intimsten Kenntnis des Pferdes, in der andern Eichtung zum beinahe vorstellungslosen Gebrauch des Begriffe genommen hat, dieser ganze Weg ist durch endlos ungezählte Wiederholungen des Gebrauchs bei Einzelmenschen gegangen, und — das hoffe ich dargetan zu haben — nicht einmal die Wiederholung des Worts durch den Einzelmenschen ist ohne einen Minimalbedeutungswandel möglich gewesen.