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Mit Rosen, Zypressen und Flittergold

IX

Mit Rosen, Zypressen und Flittergold
Möcht’ ich verzieren, lieblich und hold,
Dies Buch wie einen Totenschrein,
Und sargen meine Lieder hinein.

O könnt’ ich die Liebe sargen hinzu!
Am Grabe der Liebe wächst Blümlein der Ruh’,
Da blüht es hervor, da pflückt man es ab —
Doch mir blüht’s nur, wenn ich selber im Grab.

Hier sind nun die Lieder, die einst so wild,
Wie ein Lavastrom, der dem Ätna entquillt,
Hervorgestürzt aus dem tiefsten Gemüt,
Und rings viel blitzende Funken versprüh’t!

Nun liegen sie stumm und Toten gleich,
Nun starren sie kalt und nebelbleich.
Doch auf’s neu’ die alte Glut sie belebt,
Wenn der Liebe Geist einst über sie schwebt.

Und es wird mir im Herzen viel Ahnung laut:
Der Liebe Geist einst über sie taut;
Einst kommt dies Buch in deine Hand,
Du süßes Lieb im fernen Land.

Dann löst sich des Liedes Zauberbann,
Die blassen Buchstaben schau’n dich an,
Sie schauen dir flehend in’s schöne Aug’,
Und flüstern mit Wehmut und Liebeshauch.