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Die Schriften von Bekannten und ihre Leser

197.

Die Schriften von Bekannten und ihre Leser. — Wir lesen Schriften von Bekannten (Freunden und Feinden) doppelt, insofern fortwährend unsere Erkenntnis daneben flüstert: „das ist von ihm, ein Merkmal seines inneren Wesens, seiner Erlebnisse, seiner Begabung“, und wiederum eine andere Art Erkenntnis dabei festzustellen sucht, was der Ertrag jenes Werkes an sich ist, welche Schätzung es überhaupt, abgesehen von seinem Verfasser, verdient, welche Bereicherung des Wissens es mit sich bringt. Diese beiden Arten des Lesens und Erwägens stören sich, wie das sich von selbst versteht, gegenseitig. Auch eine Unterhaltung mit einem Freunde wird dann erst gute Früchte der Erkenntnis zeitigen, wenn Beide endlich nur noch an die Sache denken, und vergessen, dass sie Freunde sind.